8283. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Sedlitz, 2. November 1756.

Es haben Se. Königl. Majestät mir befohlen, Ew. Excellenz exprès zu melden, wie nach einem von der Frau Markgräfin von Baireuth Königl. Hoheit erhaltenen Schreiben7-2 der wienersche Hof es bei dem fränkischen Kreise so weit treibet, dass er auch demselben nicht einmal eine Neutralité gestatten, sondern schlechterdinges forciren will, sich öffentlich gegen Se. Königl. Majestät zu declariren und die Kreistruppen gegen Dieselbe herzugeben.

Ich habe das Schreiben Ihrer Königl. Hoheit nicht selbst gesehen, sondern melde dieses au pied de la lettre, wie Se. Königl. Majestät es mir gesaget haben; ich soll aber von Höchstderoselben wegen Ew. Excellenz zugleich schreiben, dass Dieselbe nebst dem Departement auf diese Sache eine sehr grosse Attention haben und sogleich darum auf das nachdrücklichste schreiben, auch alle nur ersinnliche und efficace<8> Mittel anwenden sollten, um dieses impertinente Verfahren des österreichischen Ministerii dergestalt zu releviren, dass, da dieses jetzo schon, nachdem noch nichts decidiret wäre, sondern das Spiel noch ungewiss sei, sich schon wider Gesetze, Reichsverfassungen, Recht und Billigkeit arrogire und blossgäbe despotiquement zu handeln, alle redlich gesinnete teutsche Fürsten und patriotische Reichsstände daraus urtheilen könnten, was sie sich zu versehen haben würden, wenn das wienersche Ministerium erst seine vaste Vues erreichen und die mächtigere Reichsstände affaibliret und unter den Fuss gebracht haben würde, die allein noch der Damm gegen dessen ohnerträglichen Despotismum wären. Wobei dann auch der Articul wegen der evangelischen Religion erforderlichen Ortes bestens releviret werden sollte, dass selbst aber auch grosse katholische Stifter sich solchenfalls nicht anders als Apanages vor österreichische Prinzen anzusehen haben würden.

Es haben obgedachter Frau Markgräfin Hoheit zugleich mit berühret, wie ein gewisser Geheimer Rath, Namens Ellrod, bei dem fränkischen Kreise von vieler Influence sei, durch allerhand Insinuations vermuthlich etwas auf die österreichisch gesinnete Partie zu penchiren anfange, welchen aber Se. Königl. Majestät völlig vor Sich gewinnen könnten, wenn Sie einen gracieusen Brief an ihn schrieben8-1 und solchen etwa mit einer Tabatière mit Dero Portrait accompagniren Hessen; so haben Se. Königl. Majestät auch solches agreiret und mir befohlen, Ew. Excellenz zu melden, damit Dieselbe beides fordersamst besorgen und abgehen lassen möchten; der Werth der Tabatière mit Portrait dörfte zu 500 Thaler ohngefähr suffisant sein, zumalen wenn der Preis davon auf das genaueste behandelt und gemachet würde.

Ich habe übrigens auch bei solcher Gelegenheit von beiden hierbei zurückkommenden Relationen des Buirette von Oehlefeldt8-2 Gebrauch gemachet, und ist Sr. Königl. Majestät Intention, dass Ew. Excellenz nur gleich auf Specialbefehl darauf das diensame antworten und zugleich von allem obgemeldeten den besten Gebrauch machen möchten.

Dabei soll auf expresse Ordre von Sr. Königl. Majestät wegen melden, wie Ew. Excellenz und das Departement in den jetzigen Umständen und bei der grossen Crise derer Affairen im Reiche und sonsten nicht ermüden möchten, durch Schreiben und Correspondiren die Sachen in guten Train zu leiten und zu halten und das Publicum gegen die österreichischen Menées und Insinuationes zu fortifiiren und zu präserviren, auch deshalb nichts als Kleinigkeiten zu regardiren. Es wäre Sr. Königl. Majestät bekannt, dass die Arbeit desfalls jetzo stark und schwer wäre, die so sehr critique und zum Theil beklommene Umstände aber und die Wohlfahrt und Conservation des Staats erforderten unumgänglich, dass man extraordinäre Efforts in der Arbeit jetzo thäte, bis aller<9>erst die Sachen eine bessere und ruhigere Face gewonnen haben würden, und dass, gleichwie Se. Königl. Majestät Dero Ortes mit dem Degen arbeiteten und Sich weder Tages noch Nachtes, wenn es nöthig wäre, schoneten, also auch Ew. Excellenz und das Departement mit der Feder Se. Königl. Majestät secondiren und vorjetzo nichts menagiren und in beständiger Attention auf alle dem Ansehen nach auch kleine Umstände bleiben und dagegen arbeiten lassen müssten. Ew. Excellenz kann bei Gott versichern, dass solches alles Sr. Königl. Majestät eigenste Worte und Ausdrücke seind, die ich nicht einmal alle zu fassen capabel gewesen bin.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



7-2 Schreiben der Markgräfin, d. d. Baireuth 27. October. Vergl. Xr. 8275.

8-1 Vergl. Nr. 8300.

8-2 Berichte, d. d. Nürnberg 19. und 23. October, über Verhandlungen des Kaisers mit dem fränkischen Kreise.