8498. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT IN LANDSHUT.
[Dresden,] 2. [Januar 1757].
Die Nachrichten seind ohngefähr wie die meinigen, das seind aber Contradictiones, uns nach Böhmen herein zu lassen und uns in Sachsen zu attaquiren. Seinen Windbeutel182-5 traue ich nicht auf ein Haar und ich will durchaus nicht, dass Er Sich mit ihm abgebe, der Mensch ist nicht richtig. Er rechnet nicht die Force der Feinde aus, wie sie wirklich ist; die Oestreicher können 130,000 Mann ins Feld stellen,182-6 die Russen wollen 80,000 marschiren lassen, das Reich giebt auch Truppen, das macht zum wenigsten 220,000 Mann, da ich alleine mit 150,000 gegen stehen muss. Die Hannövrischen werden ihre Seits genung mit denen Franzosen zu thun haben, und kann ich die nicht mit rechnen; es ist also mit unseren Umständen kein Kinderspiel, sondern es gehet auf Kopf und Kragen.
Wann die Oesterreicher was tentiren, so gehet es gewisse erstlich auf Sachsen, und entweder auf der Lausnitz erst oder auf das Halber<183>städtische, das kann man nun nicht sagen, aber darauf habe ich meinen Zuschnitt gemacht.
Was der Russen ihr Marsch durch Polen nach der Neumark betrifft, der kömmt mir was schwer vor und kann ich so was unbesonnenes schwer glauben; indessen ist meine Resolution auf alle Fälle genommen und werde ich mir bis auf den letzten Mann wehren.
Blumenthal hat sich von denen Panduren in Ostritz überfallen lassen, er ist todtgeschossen; der Capitain Knobeisdorff vom selbigen Regiment hat aber seine Leute zusammengezogen, sich auf der Höhe darneben gesetzet und den Feind repoussiret. Adieu. Gott bewahre!
Friderich.
Nach der Ausfertigung. Eigenhändig.
182-5 Gemeint ist der Spion Winterfeldt's, ein ehemaliger österreichischer Oberstlieutenant Graf Gellhorn.
182-6 Vergl. auch die Zahlenangaben S. 177.