8588. AN DEN GENERALLIEUTENANT BARON DE LA MOTTE IN WESEL.

Dresden, 6. Februar 1757.

Ich habe das von Euch par Estafette an Mich eingesandte Schreiben vom 31. voriges erhalten und werde nicht ermangeln, des Erbprinzen von Hessen p. Durchlaucht wegen der Euch gemachten Hinderung in Verschickung derer Canons, die Ich Euch vorhin committiret habe, gehörig zu bescheiden.249-2 Inzwischen Ihr nur bedacht sein sollet, das gute Vernehmen in allem mit Deroselben bestmöglichst zu unterhalten, sowie Ich Euch solches in Meinem gestrigen Schreiben249-3 bereits gemeldet habe.

Um Euch aber nunmehro über alles weiter zu instruiren, worüber Ihr bei Mir anzufragen vor nöthig gefunden, so lasse Ich Euch zuförderst vermittelst der abschriftlichen Anlage communiciren, was Mir Mein Chargé d'affaires p.,249-4 den Ich über den Umstand wegen des Transports derer Canons zu consultiren vor gut gefunden, deshalb gemeldet hat, wornach Ihr denn auch Eure Mesures nehmen und nöthigenfalls mit gedachtem von Hellen weiter correspondiren und das behörige Concert nehmen müsset. Dabei Euch zur Nachricht dienet, dass Ich dem von Hellen wirklich committiret habe, bei denen Staaten einen Passeport auf 39 Canons und 10 Mortiers, so Ich von Wesel nach Berlin transportiren lassen wolle,249-5 zu fordern, und dass, sobald er solchen erhalten haben würde, er solchen an das Gouvernement zu Wesel zusende, auf dass solches seinen weiteren Gebrauch davon machen könne. Welches alles Ihr Euch zu Eurer weiteren Direction dienen lassen sollet.

Was dorten von überflüssigen Vivres vorhanden, solches habt Ihr, und zum Theil nur gleich, zu verkaufen, um die Creditores, so daran zu fordern haben, zu befriedigen.

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Die clevischen Archive angehend, da zweifele ich fast, ob etwas sonderlich brauchbares darin enthalten sei, und muthmaasse vielmehr, dass solches mehrentheils in alten Paperasses bestehe, die durch Länge der Zeit von wenigem oder keinem Gebrauch mehr seind und viel besser zu Patronenpapier angewandt wären, um nur der Welt nicht länger eine vergebene Last zu sein. Sollte sich inzwischen noch etwas interessantes oder sonst importante Originalien darin finden, die wirklich importirten, asserviret zu werden, so könnet Ihr Euch mit dem Präsidenten von Bessel, auch dem von Könen deshalb concertiren, damit solche zu Wasser auf dem Rhein in möglichster Stille und ohne Éclat nach Holland transportiret und etwa unter dem Namen von andern Sachen zu Amsterdam bei dem p. von Elberfeld sicher asserviret werden.

Noch mehrere Attention aber muss auf die zu Cleve befindliche Kassengelder, desgleichen auf die bei der Regierung vorhandene Depositen- und Sportelkassengelder genommen, auch solche bei einem zuverlässig vorhandenen feindlichen Einbruch in Holland in Sicherheit gesetzet werden.

Was die Zeit anbetrifft, da Ihr Euch mit der gesammten Garnison zu Wesel in Sicherheit setzen und mit allem ausmarschiren sollet, da dienet Euch zu Eurer Direction, wie Ihr solchen Ausmarsch nicht eher antreten und unternehmen sollet, als bis dass der Feind auf sechs Märsche an Wesel gekommen sein, mithin noch sechs Märsche dahin haben wird; alsdann und ehe die Garnison ausmarschirete, Ihr dasjenige an der Festung sprengen lassen sollet;250-1 worauf Ihr alsdann mit der gesammten Garnison und allem, so sonst noch mitgenommen werden soll, ausmarschiret und zu dem nöthigen Transport Vorspann vom Lande nehmen müsset, da Ihr dann gerades Weges nach Lippstadt marschiren sollet. Jeder Mann von der Garnison muss alsdann 60 scharfe Patronen bei sich haben, die Canons aber die von Mir schon vorhin determinirte und gehörige Anzahl Cartouches mit Vorspann, wie Ihr denn auch auf einige Tage vorräthiges Brod bedacht sein müsset; zu welchem allen Ihr den erforderlichen Vorspann vom Lande gebrauchen müsset.

Dieses ist, was Ich Euch vorläufig zur Instruction ertheile; dabei aber will Ich, dass Ihr mit der Arbeit von dem Miniren der zu sprengenden Festungswerke noch nicht den Anfang machen, noch etwas davon sagen, sondern solches noch anstehen lassen sollet, bis sich aus denen Umständen näher ergeben wird, was deshalb zu thun sei, wie Ich Euch dann auch noch weiter desfalls schreiben werde.

Friderich.

Nach dem Concept.

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249-2 Vergl. Nr. 8589.

249-3 Liegt nicht vor.

249-4 Hellen. Vergl. Nr. 8577.

249-5 Vergl. S. 201.

250-1 Vergl. Nr. 8524. Vergl. auch S. 64.