8659. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WINTERFELDT IN LANDSHUT.
Dresden, 26. Februar 1757.
Mein lieber Generallieutenant von Winterfeldt. Ich habe Euer Schreiben vom 23. dieses gestern Abend allhier erhalten und danke Euch vor das mit solchem communicirte Schreiben des Obristlieutenant von Warnery.318-2 Die Sache bei Hirschfeld ist so schlimm nicht gewesen, als wie sie im Anfang geschienen hat, und hat das Prinz Heinrich'sche Regiment das seinige gethan. Das Unglück dabei ist nur, dass die 2 Canons weggekommen ; die Husaren aber seind hauptsächlich Schuld,<319> weil selbige nicht weit genug patrouilliret haben, und dann dass die andern nicht zeitig gnug zum Secours gekommen, welches aber wieder denen Husaren zur Last fällt, weil sie solche nicht zeitig avertiret haben, dass sie wissen können, was vorgefallen.
Was die Position von Bunzlau anbetrifft,319-1 da glaube Ich zwar, dass der Feind dort ein Magazin machet, zweifele aber, dass er dorten ein Campement formiren und defensive agiren werde, vielmehr bin Ich der Meinung, dass er zuerst offensive nach der Lausnitz kommen werde, um Mich dahin zu ziehen, und dass er dann der Gegend Zwickau gehen werde, um da auf Sachsen zu agiren.
Nachdem der König von Engelland wegen der von den Oesterreichern und Franzosen ihm offerirten Neutralité seiner hannoverschen Lande, wenn er die Franzosen dorten durchlassen wollen, festgehalten und solches rund abgeschlagen hat,319-2 so glaube Ich, dass die Expedition auf das Halberstädtische319-3 wegfallen und der Feind nicht anders als gegen Sachsen agiren wird, um Mich auf der einen oder der andern Seite wegzubringen. Aus dieser Ursache behalte Ich auch die pommerschen Regimenter319-4 noch in der Lausnitz. Dann, kommet der Feind stark und mit Force hieher und lasset nur ein Corps bei Königgrätz stehen, so ziehe Ich gedachte Regimenter alle hieher; sehe Ich aber, dass der Feind ein starkes Corps nach Schlesien schicken und daselbst mit Force agiren will, so schicke Ich erwähnte Regimenter alle dahin, dass also diese von beiden Seiten auf den Sprung stehen.
Im übrigen ist dasjenige, so Ich Euch zuerst wegen einer Augmentation des Ingersleben'schen Bataillons geschrieben,319-5 nur ein blosser Missverstand gewesen, da Ich zwei Compagnien von Gemmingen genommen, als ob sie bei Ingersleben stünden, welches Ihr auch schon aus Meinem zweiten an Euch deshalb erlassenen Schreiben319-6 ersehen haben werdet, so dass alles wegen Ingersleben'schen Bataillons ganz wegfället. Ich bin Euer wohlaffectionirter König
Die Affaire bei Hirschfeld ist insoweit nichts, als dass die Canaillen terribel Lärm davon machen werden und dass sie dreister werden, aber bei erster Gelegenheit muss es ihnen eingetränket werden. Adieu. >>Friderich.
Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.
318-2 Bericht Warnery's, d. d. Stöckigt 22. Februar, über das Scharmützel bei Hirschfeld. Vergl. S. 304.
319-1 Vergl. S. 308. 309.
319-2 Vergl. S. 292.
319-3 Vergl. S. 138. 182. 183.
319-4 Vergl. S. 115.
319-5 Schreiben an Winterfeldt, Dresden 20. Februar,
319-6 Schreiben an Winterfeldt, Dresden 23. Februar.