8864. AN DEN GENERALLIEUTENANT BARON DE LA MOTTE IN MINDEN.

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La Motte meldet, Minden 11. April: „Da ich eben von Bielefeld abreisen wollte,507-2 kamen des Herren Erbprinzen von Hessen-Cassel Durchlaucht und zeigte mir Ew. Königl. Majestät Ordre,507-3 dass ihm das Commando über die drei Regimenter übergeben wäre, und welches Dieselben auch sofort denen Regimentern bekannt machten. Ich erfreue mir also ohngemein, dass Ew. Königl. Majestät bis hieher meine Dispositiones gnädigst approbiret haben, durch Dero allerhöchstes Handschreiben unter selbigem Datum; wobei ich Ew. Königl. Majestät allerunterthänigst kann versichern, dass ich alle ersinnliche Déférence und Ménagement vor den Herren Erbprinzen gebrauchet habe, als commandirender und Ew. Königl. Majestät Ordres habender General aber befohlen, was einem jeden zur Achtung nöthig war. Ew. Königl. Majestät haben indessen die allergnädigste Einsicht, [dass Sie] mich als einen siebzigjährigen, der zwar den allerbesten Willen hat, aber dem es an Vermögen fehlet, zu Pferde mehr zu agiren, gleich so vielen anderen getreuen Knechten mit Brod zu versorgen in Gnaden geruhen werden. . . . Rittberg habe ganz ausgeleeret,507-4 das Schloss aber mit 50 Mann besetzet gehalten, und da Ew. Königl. Majestät mir befohlen, den Generalmajor von Jungken mit seinem Regiment dahin zu senden und auf Discretion zu leben,

Lockwitz, 15. April 1757.

Ich habe Euer an Mich unter dem 11. dieses erlassenes Schreiben erhalten, aus solchem aber ganz ohngerne und mit Mühe ersehen, wie Ihr den Einhalt Meines an des Generallieutenant Erbprinzen von Hessen-Cassel [Liebden] erlassenen Schreibens gar anders ausgeleget, als Ich solches verstanden habe, ohnerachtet Ich Euch doch Meine Intention darunter sowohl zugleich als nachhero zur Gnüge bekannt gemachet und Mich darunter gegen Euch im Vertrauen eröffnet habe.507-5 Ihr werdet von selbsten erachten — worüber Ich doch von Euch fordere, dass Ihr Mir das Secret menagiren und Euch gegen niemanden deshalb etwas äussern sollet — wie viele Ursachen Ich habe, gedachten Erbprinzen in gegenwärtigen Conjuncturen, bei den zumal von seines Herrn Vaters Durchlaucht erreichten Jahren und denen schwächlichen Gesundheitsumständen, worinnen er sich findet, zu menagiren, auf dass ersterer nicht eine Partie

so ist auch selbiges völlig effectuiret und dadurch auch ganz kahl gemachet worden.“

nehme, so Mir und Meinen Alliirten sehr präjudicirlich sein könnte.508-1 Dahero Ich dann auch von Euren allezeit gegen Meinen Dienst gehabten treu attachirten Sentiments versichert bin, Ihr werdet Meine ohnedem jetzo genugsam habende Sorgen nicht noch vermehren, noch Meine Intention hierunter anders nehmen wollen, als Ich solche verstanden habe und noch verstehe, nämlich, dass zwar der Erbprinz dem Namen nach und ad honores das Commando der sechs Bataillons, sowie er solches vorhin als Gouverneur zu Wesel gehabt, continuiret und darunter nicht zuriickgesetzet wird, Ihr aber das wirkliche Commando über dieses Corps und die eigentliche Disposition davon in allen essentiellen und den Dienst betreffenden Sachen behaltet; Ich auch deshalb, wie bisher, also auch noch fernerhin alle Meine Ordres an Euch adressiren und Euch die Disposition und Execution davon überlassen werde. Bei welchen Umständen dann Euch eigentlich wie vorhin das Commando bleibet, des Erbprinzen Liebden aber solches ad honores haben, und also, was ihm deshalb etwa bleibet, die Parole ist, so von ihm genommen wird, und welches eine Distinction ist, so sonsten wohl Fürsten und Prinzen geschiehet, die auch nicht einmal im Dienst sein.

Ich hoffe demnach, Ihr werdet Euch und, wie schon erwähnet, Mir deshalb nicht mehr Sorgen und Difficultäten verursachen, als Ich in gegenwärtigen Umständen schon habe, vielmehr Meinen Dienst bei denen dortigen Truppen mit aller Attention nach als vor besorgen und verrichten, da Ich Mich darunter auf Euch lediglich reposire. Welches Ich dann auch des Erbprinzen Liebden convenablement zu erkennen geben werde;508-2 inzwischen Ihr Euch nur in allen übrigen Sachen mit Politesse gegen Dieselbe zu betragen habet.

Wegen Rittberg, und dass dieser Ort wegen seiner Lage zu conserviren, beziehe Ich Mich auf Mein letzteres Schreiben an Euch,508-3 werde aber nicht gerne sehen, dass bei dortigen Meinen Regimentern das Discretionleben einreisse, als welches nur zu Excessen und endlich zu Desertionen Gelegenheit giebet; mithin Ich Euch auf gute Ordre und Disciplin zu halten sehr recommandire.

Wegen Lippstadt habe Ich durch Meine beide letztere Schreiben508-4 gleichfalls Meinen Willen schon bekannt gemachet; worauf und was Ich Euch deshalb sonst schon geschrieben, Ich Mich hier beziehe und es dabei bewenden lasse.

Friderich.

Nach dem Concept.

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507-2 Vergl. S. 285.

507-3 Diese Ordre sowie die nachher erwähnte an La Motte, beide vom 5. April, liegen nicht vor.

507-4 Vergl. S. 479. 485.

507-5 Vergl. S. 454.

508-1 Vergl. S. 404. 406.

508-2 Vergl. Nr. 8S65.

508-3 Nr. 8840.

508-4 Nr. 8832. 8840.