8866. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IN EIBENSTOCK.
Lockwitz, 16. April 1757-
Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ew. Liebden Schreiben vom 15. dieses habe Ich erhalten. Da Dieselbe in Dero chiffrirtem Postscriptum509-3 derer Regimenter zu Chemnitz erwähnen, so muss Ich Deroselben darüber zur Erkennung geben, dass Ich nichts anders weiss, als dass Ew. Liebden auf Kommotau marschiren und den 22. daselbst einrücken werden.
Dem Major von Bornstedt schicke Ich sogleich die Ordre, mit seinem Grenadierbataillon nach Chemnitz zu marschiren. Das Regiment von Oldenburg509-4 hat nicht eher aufbrechen können, als bis die Auswechselung509-5 mit dessen Leuten geschehen ist;509-6 jetzo aber hat es die Ordre bekommen, den 21. in Chemnitz einzurücken, und ist es nicht dran gelegen, wann es nach empfangener Postirung zwei Tage später kommt.
Die vornehmste Sache ist, dass Ew. Liebden den 22. dieses nach Kommotau kommen. Den 24. werde Ich Ihnen Husarenpatrouillen gegen Brüx schicken, um doch zu wissen, was da passiret, weil Ich<510> glaube, dass Ew. Liebden denn schon da sein werden. Den 22. bin Ich gewiss bei Nollendorf und den 23. schon bei Hlinay,510-1 von daher Ew. Liebden schon Meinen Retraiteschuss werden hören und Meine Feuer werden sehen können. Da aber auch werde Ich Dieselbe abwarten und nicht einen Schritt weiter marschiren, bis Sie zu Mir gestossen seind. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Wegen die 10 Escadrons Cuirassier510-2 muss bald positive Antwort haben.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.
509-3 Dasselbe liegt nicht mehr vor.
509-4 Vergl. S. 506.
509-5 Vergl. S. 465.
509-6 Das Oldenburg'sche Regiment war aus einem ehemals sächsischen Regiment (Regiment Sachs. Garde) gebildet worden.
510-1 Vergl. S. 506.
510-2 Vergl. S. 475.