<385> jetzo beschaffen seind, so muss Ich Euch schreiben, dass in Schlesien der Herzog von Bevern von denen Oesterreichern ziemlich pressiret wird, da er 90,000 Mann vor sich hat und er nicht stärker als 37,000 Mann ist, dass also absolut ein Succurs nöthig. Hier habe Ich 20,000 Mann, mit welchen Ich gegen die Franzosen unter dem Soubise und gegen die sogenannte Reichsarmee Tête mache, um solche zu verhindern, über Leipzig nach der Elbe und nach Berlin oder nach dem Halberstädtschen zu marschiren. Den Prinz Ferdinand von Braunschweig habe Ich detachiret, um das Magdeburgische zu decken und das Halberstädtsche von denen dort schon eingedrungen gewesenen Franzosen zu evacuiren, der sie auch dort weggejaget hat, wiewohl sie stärker wieder zu kommen Miene machen. Nunmehro kommen 40,000 von der Seite der Altmark anmarschiret, und die Schweden seind mit 17,000 Mann jenseits der Elbe, von hier aus, wo Ich jetzo stehe, zu rechnen, im Anmarsch, um zusammen Magdeburg von ferne zu blokiren. Da nun dadurch Mein ganzes Land hier der Verheerung exponiret, Berlin nicht mehr sicher und Magdeburg in Gefahr ist, so muss Ich absolut Suceurs haben, sonsten alles verloren ist und selbst Preussen alsdenn von sich selber fallen muss. So muss Ich Euch, wie obgedacht, nur baldmöglichst hieher zurückziehen.

Bei dieser Gelegenheit aber wird Euer Marsch Mir zwei gute Dienste thun können; nämlich erstlich, wird solcher bei den Oesterreichern eine gewisse Alteration machen, und zweitens, hier sehr à propos kommen. Ich vermeine und denke, dass Ihr von Marienwerder den geraden Weg, und zwar immer in Cantonnierquartiere marschirend, über Schwedt nehmet, Ihr sodann gegen Anfang des kommenden Decembris in der Gegend von Brandenburg sein werdet, da dann Ihr die Schweden auf jener Seite der Elbe, und Ich auf dieser Seite die Franzosen attaquiren und sie also aus ihren Quartieren herausjagen und schlagen wollen. Ich weiss nicht, ob Ich indess im Stande sein werde, Euch von allen Umständen, so inzwischen vorfallen, und wie hier alles gehet, immediate avertiren zu können. Ich werde aber dem Etatsminister Graf Finckenstein Ordre geben,1 so wie Ihr gegen Marienwerder kommet, Euch zu schreiben, was hier alles passiret, damit Ihr die Umstände wisset. Woferne sich aber gegen solche Zeit hier etwas geändert haben und die Schweden sich etwa nicht jenseits der Elbe befinden, auch wohl gar nach Vorpommern zurückgezogen haben oder ziehen sollten, so werde Ich Euch vielleicht in Schlesien nöthiger gebrauchen, welches Ich jedoch vor der Hand noch nicht glaube. Gesetzten Falls aber, dass Ihr dahin gehen müsstet, so wäre Mein Rath, dass Ihr die Oder immer rechter Hand liesset und Euch so den nächsten Weg nach Cosel zöget, alsdenn aber in die Quartiere, so die Oesterreicher zwischen Neustadt und Jägerndorf haben, fielet und Eure Quartiere dorten nähmet.



1 Cabinetserlass an Finckenstein, d. d. Buttelstädt 30. September.