<454> zugleich durchaus haben will, ist, dass Dieselbe zum höchsten [auf]1 strenge Disciplin halten und die Leute nicht ausschwärmen, noch plündern oder rauben lassen, sondern dass Ew. Liebden vielmehr auf rechtschaffene Ordre und Disciplin sehen und diejenigen, so dawider handeln, nach aller Rigueur bestrafen lassen und darunter von dem Officier anfangen, bis auf den gemeinen Mann und Rnecht.
Was Ew. Liebden Mir bei Gelegenheit des letzteren Theresientag geschrieben,2 hat Mich so sehr befremdet als betrübet. Ich hoffe, Meine Generals und Officiers werden so ehrliebend und brav sein, sich weder vor Theresien- noch andere Tage, wie sie heissen, furchten und gleichsam ein Dankfest machen, wenn sie solchen Tages keinen Feind gesehen. Vielmehr sollten sie froh sein und Gott danken, wenn dergleichen ihnen Gelegenheit gäbe, mit dem Feind anzubinden und denselben wie ehrliebende Leute rechtschaffen zu schlagen. Ich wünsche daher auch, dass Ew. Liebden niemalen mehr in Dero Schreiben an Mich etwas dergleichen als dieses Mal erwähnen mögen.
Was endlich Mich anlanget, so wird beikommendes Postscript Ew. Liebden Mein ganzes jetziges Projet zu Meiner Operation und Schluss der Campagne zeigen, worauf Ich Mich beziehe, und welches Deroselben zu Dero Instruction dienen soll. Ich muss aber Deroselben hierdurch zugleich aufgeben, das höchste Secret davon zu halten und zur Zeit auch nicht das geringste davon an einen Dero Generals noch Officiers davon lesen zu lassen, noch zu sagen, auch selbst wegen desjenigen, welchen Ew. Liebden zum Dechiffriren des Postscripts brauchen werden, Ihre Sicherheit und Précautions zu nehmen; denn Ich Mich wegen des Geheimnisses, und dass nicht das geringste davon eclatire, lediglich an Ew. Liebden halten muss und werde.
Friderich.
P. S.
Quartier Grochwitz, 22. October 1757.
Meine hiesige Umstände angehend, so erwarte Ich zuvorderst noch ein Regiment Cavallerie von dem Corps des Prinz Ferdinand von Braunschweig,3 und dass demnächst der Prinz Moritz mit seinem Corps zu Mir stosse. Alsdenn Ich ein Projet vorhabe, so Ich wo möglich und mit göttlicher Hülfe executiren werde. Ich werde nämlich gerade nach Görlitz marschiren. Da haben die Oesterreicher, wie Ich weiss, 4000 Kranke. Der bei Bautzen stehende österreichsche General Marschall muss also da halten oder die Kranken fallen Mir in die Hände. Ich denke aber, dass dieses eine gute Gelegenheit sein wird, ihn zu attaquiren oder ihn zu zwingen, nach Böhmen zu gehen.
1 In der Vorlage: und.
2 Bevern hatte, Lager bei Pöpelwitz, 13. October, gemeldet, es werde verbreitet: „am Tage Theresie, als übermorgen, werde man die Preussen attaquiren, und mache sich wegen der Supériorité grosse Hoffnung auf Erfolg“ . Ueber den Theresientag am 15. October vergl. auch Bd. XIII, 550. 551.
3 Vergl. S. 444.