8930. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT IN INSTERBURG.
Hauptquartier bei Prag, 12. Mai 1757.
Ich habe nicht anstehen wollen, Euch die differente Nachrichten zu communiciren, welche Ich wegen der Russen zeither erhalten habe.
Wenn Ich dem Benoît30-3 trauen soll, so soll der Apraxin positive Ordre haben, seine Opérations gegen Preussen anzufangen und alle sich dagegen ereignende Schwierigkeiten zu übersteigen; weshalb denn auch verschiedene seiner Colonnen anfangen sollen sich im Marsch zu setzen. Dahergegen will man in Dänemark an guten und sicheren Orten wissen,30-4 dass der Hof zu Kopenhagen, der sonsten eine grosse Jalousie gegen das Auslaufen eines russischen Seearmements in die Ostsee bezeiget hat, dergleichen nicht mit gleichgültigen Augen anzusehen, über das jetzige prätendirte russische Seearmement noch nicht alarmiret wäre, und dass vorgedachter Hof von der russischen Landmacht unter Apraxin eine sehr schlechte Opinion habe und zu wissen prätendire, dass bei<31> solcher kaum 20,000 Mann wären, so zu marschiren im Stande seind. Es will erwähnter Hof überdem sichere Nachricht haben, dass diese Truppen in dem erbärmlichsten Zustand wären; indess aber und um völlig auf den Grund der Wahrheit deshalb zu kommen, so habe der Hof quaestionis einen Courier nach Russland geschicket, um positivement zu wissen, woran er deshalb wäre, welcher in drei Wochen zurück erwartet würde. Was Ich weiter erfahre, werde Euch“ alles communiciren.
Ich continuire noch, den Prinz Karl von Lothringen, Marschall Browne und den linken Flügel seiner Armee, so sich in Prag geflüchtet in der Absicht, so ihm aber gehindert worden, sich weiter nach Königsaal zu retiriren, zu bloquiren, und muss nunmehr abwarten, wie weit Ich darunter werde reussiren können.
Friderich.
Nach dem Concept.
30-3 Berichte Benoît's, Warschau 27. und 30. April.
30-4 Bericht Häseler's, Kopenhagen 30. April.