9068. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IM LAGER BEI NESCHKAREDITZ.

Im Lager bei Prag, 8. Juni 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden werden Selbst von der ohngemeinen Freude, so Ich gehabt, urtheilen, als Ich aus Dero Schreiben vom 6. dieses ersehen habe, wie Deroselben Unternehmungen gegen den Feind und überhaupt die Sachen dorten so gut einschlagen,145-4 als Ich es nur wünschen und erwarten<146> können. Ich kann nicht anders, als gewiss glauben, dass die Sachen daselbst noch besser gehen werden, wenn zumalen erstlich die nunmehro von denen schlesischen Regimentern zurückgebliebene Augmentation erst angekommen sein wird,146-1 wovon und was Ich sonsten bei dieser Gelegenheit disponiret habe, Ich Ew. Liebden durch ein besonderes Postscriptum146-2 avertire. Wenn dieses alles zusammen sein wird, so wird man müssen dem Leopold Daun zu Halse gehen und ihn über Teutsch-Brod bis nach Iglau jagen, um ihn von hier recht los zu werden. Wann Ew. Liebden der Succurs kommet, so wird Königgrätz und Pardubitz von selbst fallen oder aber die Leute risquiren müssen, alle zu Kriegesgefangenen gemachet zu werden.

Allhier hat Leopold Daun ein Corps jenseit der Sazawa nach Beneschau geschicket. Wie stark solches sei, weiss Ich noch nicht; das ist Mir nur davon bekannt, dass die Arrièregarde von 200 Pferden sowohl Cuirassiers, Dragoner als Husaren gewesen, so die Nacht vom 7. dieses jenseit der Sazawa gewesen und gestern früh ihren Weg ebenfalls nach Beneschau genommen. Ich habe deshalb den Obristen von Seydlitz,146-3 den Ich noch verstärken werde, nach Pischely geschicket, um erwähntes feindliche Corps zu observiren. Ew. Liebden werden inzwischen Dero Ortes auch nach der Sazawa hin patrouilliren, auch überhaupt auf alle Mouvements des Feindes der Orten, und wenn er etwas vorhaben sollte, genau Acht haben lassen, damit Ich solches in Zeiten gewiss wissen könne. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Wann nun nur eine Demonstration gemacht wird, als wann Sie nach Goltsch-Jenikau marschiren wollten, als expl. die Wagens aufpacken zu lassen und die Husaren vorrücken, so gehet der Daun nach Teutsch-Brod, und wann aller Secours zusammen ist, so müssen wir den Feind über Iglau nach Mähren jagen, ihm seine Magaziner nehmen und alsdann uns wieder zurücke ziehen. Man wird auch anjetzo müssen bedacht seind, die Bäckerei aus Nimburg nach Kolin zu bringen, und wann Brandes ankömmt und ich von hier Succurs mitbringe, so muss Pardubitz und Königgrätz auch fallen; ich hoffe alsdann zu erleben, dass es denen Pragren nicht besser gehen wird als die von Struppen.146-4 Nun sehen Sie, dass ich Sie besser kenn', als Sie Sich Selber: Sie seind zu modest.146-5

Friderich.

Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.

<147>

145-4 Vergl. über diese Erfolge Bevern's das preussische Bulletin Nr. 9073, sowie das Schreiben an Mitchell Nr. 9071.

146-1 Vergl. S. 138.

146-2 Ein Postscript zu dem Schreiben handelt über die aus Schlesien erwarteten Rekruten- und Lebensmiltel-Transporte unter dem Generallieutenant von Brandes.

146-3 Vergl. S. 115. 131.

146-4 Der König von Polen hatte im Herbst 1756, während der Einschliessung der sächsischen Armee, sein Hauptquartier in Struppen. Vergl. Bd. XIII, 366. 369. 415.

146-5 Vergl. S. 138.