9106. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IM LAGER BEI NIMBURG.

Brandeis, 20. [Juni 1757].

Ich bin heute, ohngeachtet des grossen Unglücks des 18.,173-3 mit klingendem Spiel und der grössten Fiertät um 3 Uhr von Prag aufgebrochen und bin hier angekommen, ohne nichts feindliches zu finden. Bei unserem Ungelücke muss unsere gute Contenance die Sache, so viel mög-

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lich, repariren, und denke ich, morgen ein Lager zu nehmen, den rechten Flügel an Lissa und den linken an Roskosch an die Teiche. Nimburg und Brandeis müssen wir mainteniren. Schicken Sie mir das Regiment Zieten, Szekely und Seydlitz hinter Brandeis. [Es] muss das von Puttkammer und Wartenberg bleiben bei Nimburg, und Werner bei der Armee. Dabei schreiben Sie mir nur gleich, welche von denen ungelücklichen Regimenter noch können ins Treffen an Ordre de bataille gebracht werden. Mein erstes Bataillon nebst denen Blessirten wollte ich gerne in Lissa haben.

Das Herz ist mir zerrissen, alleine ich bin nicht niedergeschlagen und werde bei der ersten Gelegenheit suchen, diese Schart auszuwetzen. Adieu. Grüssen Sie alle Officiers von meinetwegen.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Eigenhändig.



173-3 Ueber das gefälschte Schreiben des Königs vom 18. Juni an Lord Marschall (Oeuvres XX, 267) vergl. Schäfer in Sybel's Hist. Zeitschrift XV, 317—320 und Kutzen in „Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur“ Philos.-histor. Klasse. 1866. S. 19—29.