9139. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IM LAGER BEI JUNG-BUNZLAU.195-2
[Leitmeritz,] 28. [Juni 1757].
Ich habe eben nicht gerne gesehen, dass Er sich ohne Noth zurückgezogen hat;195-3 aber weil es geschehen ist, so lasse Ich es passiren. Morgen wird mein Bruder, der Prinz von Preussen, abgehen195-4 und seinen Weg über Auscha nach Dauba nehmen, dem möchte Er einige Bataillons mit einigen Husaren oder etwas entgegenschicken, dass er sicher überkommen könne, und wenn Mein Bruder herüberkommt, so bringt er Brodwagens mit, die Ich mit Brod auf ohngefähr sechs Tage beladen lassen werde.
Der Generallieutenant Brandes195-5 muss heute in Zittau sein; also glaube Ich, dass, weil er einen grossen Train hat, der nicht wohl auf einmal transportiret werden kann, also glaube Ich, dass es besser sein werde, zu tausend und zu tausend Wagens nur auf einmal escortiren zu lassen, die besser gedecket werden können, welches mit dem grossen Haufen schwerer ist.
Wenn [Er] Mein Bruder dort alles übergeben hat, so möchte Er mit seinem Regiment und mit [was von] dem Finck'schen Bataillon noch übrig ist, wieder zu Mir stossen. Die Route, so Er nehmen könnte, möchte Er mit dem General Winterfeldt verabreden, damit Er nicht ex<196>poniret wäre, auch möchte Er sich auf seinem Rückgange nach allen Zeitungen, so Er wegen der Oesterreicher erfahren könne, erkundigen und Mir mitbringen.
Friderich.
Nach dem Concept.
195-2 Von dem Schreiben liegt nur ein Concept in Berlin vor, nicht eine Ausfertigung in Zerbst. Die Ausfertigong ist wahrscheinlich von den Oesterreichern aufgefangen worden; Prinz Moritz schreibt am 29. aus Jung-Bunzlau, er habe keine Schreiben des Königs erhalten, dieselben seien wohl dem Feinde in die Hände gefallen.
195-3 Prinz Moritz war am 27. und 28. von Lissa nach Jung-Bunzlau zurückgegangen. Vergl. Nr. 9127.
195-4 Vergl. Nr. 9121. S. 184.
195-5 Vergl. S. 146.