9288. AN DEN OBERST VON FINCK IN DRESDEN.
[Bernstadt,] 24. [August 1757].
Die Briefe von Nadasdy und Hadik,305-3 so Ihm der Lentulus geschickt hat, soll er Audience verlangen und der Königin in meinem Namen vorlesen, nach diesem eine Reverenz machen und weggehen. Die Königin muss so eingeschlossen werden, dass sie nicht so intriguiren kann; aus dem Schwarzen oder Weissen Thor muss kein Mensch herausgelassen werden. Es muss in Dresden nach Trummelschlag publiciret werden, dass wer sich von Spioniren, Brieftragen oder dergleichen Gewerk meliren würde, den würde man mit dem Galgen bestrafen, er möchte königlicher Bedienter seind oder nicht. Dieses alles muss wohl beobachtet werden.
NB. Wegen der Handmühlen305-4 muss es der Königin gleicher Maassen vorgeworfen werden. Adieu.
Friderich.305-5
Nach der Ausfertigung. Eigenhändig.
<306>305-3 Eine, unter der erbeuteten Bagage des Generals Nadasdy (vergl. S. 321) ertappte Correspondenz zwischen sächsischen Hofbeamten und österreichischen Generalen. Vergl. hierzu Nr. 9295 und Nr. 9300.
305-4 Vergl. S. 255.
305-5 Eichel schreibt an Finckenstein, Dresden 29. August: „Der Herr Obrist von Finck hat auf allergnädigsten Befehl gestern Mittag bei der Königin von Polen Majestät Audience nehmen und in solcher Demselben die Originalbriefe Ihrer Hofcavaliers produciren, auch darauf von Wort zu Wort vorlesen müssen. Die Königin sowohl als dero Oberhofmeisterin, so present gewesen, seind dadurch so betreten worden, dass erstere darauf, aus Consternation alles klar entdecket zu hören, fast nicht ein Wort sprechen und endlich nur auf einige kleine Neben umstände, so zu den Hauptsachen gar nicht gehören, etwas geantwortet, die letztere aber unter beständigem Seufzen die Hände gerungen hat. Worauf dann gedachter Obrister sich gleich, und da die Königin nichts weiter gesprochen, congediiret hat, indess sie nachher durch einen an denselben geschickten Kammerherrn ihm declariren lassen, wie sehr sie von der modesten und polieen Art, mit welcher er sich von seiner Commission gegen Dieselbe acquittiret habe, zufrieden gewesen und gewünschet hätte, noch länger und ein mehres mit ihm sprechen zu können; welches dann der Obriste poliment damit entschuldiget, dass, nachdem die Königin ihm nichts weiter gesprochen und stille geschwiegen, er seiner Schuldigkeit zu sein geglaubet sich zu retiriren.“ Oberhofmeisterin war die Gräfin Ogilvy. Vergl. Bd. XIV, 541.