9322. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN.330-2

Quartier Rötha, 6. September 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich habe Ew. Liebden Schreiben vom 3. dieses erhalten und bin von allen Dero gemeldeten Veranstaltungen recht sehr wohl zufrieden gewesen. Ich glaube inzwischen noch nicht, dass der Feind so sehr heftig und beissig sein werde, als es von ihm gesaget werden wollen.330-3 Was die übrigen berührten Umstände anbetrifft, da werden Ew. Liebden erachten, wie<331> Ich jetzo ausser Stande bin, Deroselben darunter zu helfen; Ich begreife auch gar nicht, was den Prinzen von Braunschweig so späte und lange aufgehalten haben kann, und sollte Ich glauben, dass er schon den 4. dieses in Görlitz angekommen sein müsse und eingetroffen sein werde, welches fast nicht fehlen kann.

Wegen alles übrigen hat Mir sonsten der Minister von Schlabrendorff geschrieben, dass er seines Ortes alles, was Ew. Liebden nur von ihm verlanget, parat habe. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Hier habe ich die Hände voll zu thun; aber seind Sie nicht besorget, ich will mir schon durchbeissen. Dieses wird wohl in zehn Tage der einzige Brief seind, den Sie von mir kriegen werden. Wir entfernen uns anjetzo immer mehr und werde Ihnen nichts bekannt machen, bis was decidiret ist. Adieu.

Es ist eine verflogene Zeitung, als wann der Cumberland die Franzosen soll geschlagen haben. Wer weiss!

Friderich.

Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.



330-2 Der Herzog datirt seine Berichte vom 3. und 6. Sept. aus dem Lager bei Biesnitz. Vergl. S. 310. Anm. 1.

330-3 Der Herzog von Bevern meldete, Lager bei Biesnitz 3. September, dass der Feind im Vorrücken begriffen sei und ihn anzugreifen drohe. „Das übelste dabei ist, dass der Generalmajor Prinz von Braunschweig mit seinen Bataillons noch nicht hier ist, und ich den Posten kaum ausfüllen kann, auch gar keine Reserve von Infanterie habe.“ Der Prinz Franz von Braunschweig war, nach Bevern's Bericht, d. d. Lager bei Schöna 28. August, einem von Dresden kommenden Transport zur Sicherung gegen feindliche Streifcorps mit einigen Bataillonen entgegengesandt worden.