9353. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FERDINAND VON BRAUNSCHWEIG.367-1
Kerspleben, 22. September 1757.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden Schreiben vom 20. dieses habe Ich zugleich mit Dero beiden vom 21. dieses heute Mittag erhalten, und dienet Deroselben darauf in Antwort, dass, wenn der Feind bei Osterwieck nicht mehr als 12,000 Mann hat, Ew. Liebden deshalb eben keine grosse Besorgniss und Gefahr daher haben werden. Wie denn überhaupt Ich Ew. Liebden sehr bitten muss, nicht allemal die grosse Zahl, so der Feind von sich ausgiebet, und die von demselben ausgestreuet wird, zu glauben, als wodurch der Duc de Cumberland vorhin zum öftern induciret worden, fausses démarches zu begehen und unrichtige Mesures zu nehmen, da er sich dadurch intimidiren lassen. Ich bin auch fast der Meinung, dass, wenn sie sich bei Osterwieck von 12,000 angeben, ihrer ohngefähr 6000 sein mögen; in jetziger Situation auch muss es uns einerlei sein, ob es 6 oder 12,000 sein. Ueberhaupt weiss Ich bei gegenwärtigen Umständen keine andere Partie als die zu nehmen, dass wenn Ich werde hier abkommen können, Ich alsdenn Mich dorthin wende und die Leute par détail zu schlagen suche; dabei Ich Mich dann verspreche, von Ew. Liebden rechtschaffen secondiret zu werden.
Dass sonst Ew. Liebden so wenig Nachrichten dorren vom Feinde bekommen können, befremdet Mich einigermaassen, zumal wenn Ew. Liebden Sich erinnern, dass es leider dorten jetzo in Meinen Landen ist, wo der Krieg sich hingezogen hat. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
367-1 Vergl. S. 358. Anm. 1.