9396. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT.404-3

Quartier Buttstädt, 6. October 1757.

Euer Schreiben vom 29. voriges habe Ich heute allhier richtig erhalten, auch daraus mit Vergnügen vernommen, was Ihr von der ferneren Retraite der russischen Armee aus Preussen, und dass dieselbe auf dem Point gestanden, auch Tilsit zu abandonniren,404-4 gemeldet habt. Ich wünsche wohl sehr, zu vernehmen, dass sie ein gleiches mit Memel gethan, und dass durch das Detachement, so Ihr unter dem Generalmajor von Kanitz der Orten geschicket, ein gleiches zuwege gebracht werde, und wir dieses Land und Leut verderbliche Gesindel, darunter<405> es seines Gleichen nicht hat,405-1 aus ganz Preussen los wären, um niemalen wieder dahin zu kommen.

Allen Meinen Officiers, so sich auch bei dieser Gelegenheit gegen den Feind distinguiret haben, und insonderheit des Prinzen von Holstein-Gottorp Liebden, sollet Ihr Meine gnädigste Zufriedenheit und Meine deshalb bei Mir hegende Erkenntlichkeit versichern.

Indessen bedaure Ich von Herzen, gegen Euch wiederholen zu müssen, dass in gegenwärtigen Umständen auch noch ausserhalb Preussen viele Oerter seind, wo Ich Eures und Meiner dortigen Truppen Succurses höchst benöthiget bin, um den Staat nicht unter Meinen Augen ganz verloren zu sehen; dahero Ich es dann auch bei Meinen letzteren vorigen Ordres405-2 an Euch bewenden lassen muss.

Friderich.

Nach dem Concept.



404-3 Vergl. Nr. 398. Anm. 1.

404-4 Vergl. S. 398.

405-1 Die gleichen Wünsche spricht der König in einem Schreiben, Buttstädt 10. October, aus, indem er über Lehwaldt's Vorgehen seine grosse Zufriedenheit zu erkennen gibt.

405-2 Vergl. Nr. 9372. 9387.