9414. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN.
Naumburg, 13. October 1757.
Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter. Ew. Liebden Schreiben vom 6. dieses habe Ich heute wohl erhalten. Ohngeachtet, wie Ew. Liebden von Selbst ermessen werden, Mir die jetzigen dortigen Umstände höchst ohnangenehm sein, so hat es Mich doch sehr aufgerichtet, aus diesem Deroselben Schreiben zu ersehen, dass Dieselbe auch wider das Sentiment einiger Dero unterhabenden Generals die honorable und convenable Partei genommen, Sich diesseits der Oder gegen den Feind zu souteniren und Breslau schlechterdings zu decken.419-5 Ich kann nicht umhin, bei dieser Gelegenheit Ew. Liebden nochmals, und zwar um Gottes willen, zu bitten, allen sogenannten Eriegesrath419-6 mit denen Generals abzuschaffen und dagegen mehr Vertrauen gegen Sich Selbst zu haben, da die Erfahrung Dieselbe schon bereits Selbst gelehret haben wird, dass durch dergleichen Kriegesrath mehrentheils nichts weiter herauskommet, als dass nach vielem vergeblichen Streiten die timide Partei den grössten Haufen machet, daher Ich dann auch das weitere Kriegesrathhalten hiermit gar verbiete.
<420>Was die Nachrichten von Belagerungen in Schlesien angehet, so glaube Ich, dass es zu späte in der Jahreszeit sei, dass der Feind dergleichen reellement unternehmen könne.
Mich betreffend, so möchte Ich gerne auf die eine oder die andere Art hier was anfangen, so Ew. Liebden Hülfe bringen könnte. Ich werde auch darunter nichts vergessen; noch zur Zeit aber sein Meine hiesige Umstände noch so ungewiss, dass Ich ohnmöglich sogleich hier etwas positives darauf schreiben kann. Ich bin mit Estime Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Friderich.
Nach der Ausfertigung.
419-5 Vergl. Nr. 9406.
419-6 Vergl. S. 236. 412.