<131> gekostet und sich damit über vier Tage trainiret hat, ehe solche auch nur so weit, als sie jetzo lieget, gebracht werden können, da es nicht zu glauben ist, wie wenig die österreichsche Generalität, so in Breslau commandiret hat, von der Anzahl derer Officiers und deren Personen bei den Regimentern sowohl, als von denen, so krank und blessiret liegen, informiret gewesen, und repondire ich noch nicht davor, dass in solcher insonderheit die Anzahl von letzteren richtig und vollständig angegeben sei. Ew. Excellenz empfehle ich mich übrigens ganz gehorsamst zu geneigtestem Andenken.

Eichel.

Breslau, 26. December 1757.

Ohnerachtet ich heute nnnmehro wiederum bis gegen 2 Uhr Nachmittags auf die mir so, heilig versprochene Liste sub numéro 3, deren in meinem Schreiben Erwähnung gethan, gewartet, so habe dennoch solche noch nicht bekommen können und also nur heute den Abgang des Couriers nicht länger aufhalten wollen, damit inzwischen nur das andere besorget werden könne. Ich hoffe aber solche morgen noch durch eine expresse Estafette nachsenden zu können,1 und soll es hier an meinem Treiben nicht fehlen.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.


9639. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

[Striegau,] 27. [December 1757].

Ich werde die Capitulation eingehen,2 einestheils die Stadt zu schonen, zweitens unsere Infanterie, der die Belagerung in dieser Witterung sehr schwer fallen würde. Alle unsere Deserteurs werden Sie herausnehmen; was krank in der Stadt ist, bleibet gefangen; der Weg, den die Garnison nehmen muss, ist über die Dörfer, bei Jauer etc., wie ich es Thadden dictiret habe. Hierbei kömmt die Liste, allwo Ihre unterhabende Regimenter verleget werden, welche, sowie die Garnison heraus ist, jedes den nächsten Weg ihres Orts marschiren können. Wann alle Magazins überliefert seind und alles richtig ist, so werden der Garnison zur Escorte 100 Cuirassiers gegeben; diese aber gehen nicht weiter als Liebau und von da gegen Schweidnitz in ihren Quartieren. Wann dieses alles in Ordnung ist, so kommen Sie hier und bringen Brandes und den Prinz Franz mit Sich. Adieu. Ich gedenke, morgen frühe wird alles zu Stande seind.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Eigenhändig.3



1 Vergl. Nr. 9646.

2 Die Capitulation von Liegnitz, d. d. Liegnitz 26. December, ist von Bülow unterzeichnet; eine Zusatzerklärung, von Brandes und Bülow unterzeichnet, d. d. Prinkendorf bzw. Liegnitz 28. December, betrifft die Aufhebung der Bedingung, dass die Garnison binnen Jahresfrist nicht gegen den König von Preussen kämpfen dürfe. Vergl. S. 128. Vergl. Danziger „Beyträge“ Bd. IV, S. 100 bis 103. Vergl. auch S. 163 Anm. 1.

3 In einem undatirten gleichfalls eigenhändigen Schreiben, welches dem obigen folgte, sendet der König dem Prinzen den Befehl: „Wann die Capitulation nicht unterzeichnet wird, wie ich sie aufgeschrieben habe (vergl. Nr. 9637), so muss die Stadt sofort attaquiret werden; aber es wird nicht nöthig seind. Adieu. Friderich.“ In einem nichteigenhändigen Schreiben, d. d. Striegau 28. December, wünscht der König zu erfahren, wann die Liegnitzer Garnison ausmarschire; in einem zweiten, d. d. Striegau 29. December, antwortet er, es sei ihm „sehr angenehm, dass die Garnison heute ausmarschiret ist“ , Prinz Moritz solle über die aufgefundenen Magazine und die befreiten gefangen gewesenen preussischen Soldaten „baldmöglichst Nachricht geben“ . [Die 3 Schreiben im Zerbster Archiv.]