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9579. AN DEN ETATSMINISTER VON BORCKE.1

Hauptquartier Dürrgoy, bei Breslau, 12. December 1757.

Mein lieber Geheimer Etatsminister von Borcke. Euch ist am besten bekannt, wie unrichtig es seit verschiedenen Monaten her in Sachsen mit Ablieferung der ordinären Revenus und Einkünfte zur Torgauschen Hauptkasse zugegangen. Ihr werdet Euch auch zurückerinnern, was Ich deshalb mit Euch bei Meiner letztern Anwesenheit zu Torgau gesprochen habe. Damit aber darunter einmal eine Remedur getroffen, alles in eine gewisse Ordnung gesetzet und die bisherige Inconvenienzien coupiret werden, so befehle Ich hierdurch, dass Ihr sogleich die sächsischen Stände, es sei nach Torgau oder nach Leipzig zusammenkommen lassen und ihnen dazu einen ganz kurzen Termin ansetzen, sodann aber von ihnen ganz grosse und beträchtliche Summen fordern und mit ihnen festsetzen sollet, die sie in gewissen und kurzen Terminen von dem ganzen Lande ausschreiben, aufbringen und abliefern müssen, und welcherwegen sie einer vor alle und alle vor einen stehen müssen. Ihr sollet Euch darunter nicht weiter um Catastra, noch wie es sonsten heisse, bekümmern, sondern nur fordern, da wir uns dann von der Repartition, wie solche aufgebracht werden müssen, noch von der Administration derer Revenus nicht weiter meliren, sondern solches denen Ständen überlassen und uns begnügen wollen, dass die Gelder von ihnen prompte beigeschaffet und bei Vermeidung der härtesten militärischen Execution gegen sie abgeliefert werden müssen. Auf gleiche Weise sollet Ihr ein beträchtliches Quantum an Getreide, Mehl und Fourage zu unsern Magazinen fordern und reguliren. Worüber dann keiner dererselben sich um so weniger mit einigem Fug wird beschweren können, als das Exempel am Tage lieget, auf was Art die Franzosen darunter sowohl mit Meinen westphälischen als hannoverschen und andern Landen verfahren haben.

Der Generalfeldmarschall von Keith,2 an den Ich deshalb geschrieben habe, wird Euch darunter sowohl als Meines Bruders, des Prinzen Heinrich, Liebden3 alle möglichste Assistance leisten, deren Ihr Euch zu bedienen nöthig finden werdet. Ihr habt vorstehendes alles auf das prompteste und sonder grosse Weitläuftigkeit und mit Verspillerung der Zeit zu executiren, und Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach dem Abdruck4 bei: Preuss, Friedrich der Grosse, Urkundeobuch II, S. 8 und 9.



1 Borcke, der Präsident des preussischen Feldkriegsdirectoriums in Sachsen, hatte seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Torgau.

2 Vergl. Nr. 9580.

3 Vergl. Nr. 9581.

4 Ein handschriftlicher Text liegt uns nicht vor.