9487. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.
Merseburg, 5. November 1757.
Das letztere Schreiben, so von Ew. Excellenz zu erhalten ich die Ehre gehabt, ist vom 29. voriges gewesen, von dessen Einlage ich aber noch keinen Gebrauch machen können, weil ich beides nur allererst in Weissenfels bekommen, wohin des Königs Majestät mich von Leipzig rufen lassen, und allwo ich auch währendem Dero vorhabenden Marsch und Expedition bleiben sollen, bis kurz vor Dero Abmarsch von dar Sie gut fanden, dass ich Dero Corps d'armée gleich mit folgen und mit solcher nach einem Dorfe, wo Se. Königl. Majestät zu Nacht blieben, Braunsdorf, mitgehen, müssen. Da Sie intentioniret waren, Tages darauf, als gestern, die gegen Sie etwa einer guten Stunde weit stehende französische und Reichsarmee anzugreifen, habe ich noch die Nacht vorher hieher gehen müssen, um bis weitere Ordre zu bleiben.
Man hat hier gestern Vormittages vieles Canoniren gehöret, auch zu sehen geglaubet, als ob es wirklich zu einer Bataille gekommen sei; der Herr Obriste von Lentulus aber hat mir noch gestern Abend geschrieben, dass, als des Königs Majestät gestern nach Anbruch des Tages mt Dero Cavallerie die Position des feindlichen Lagers recognosciret und gefunden hatten, dass beide auf Anhöhen stehende feindliche Flügels sich bis an die Zähne retranchiret und stark mit Batteries gedecket hätten, Sie selbigen Tages den Angriff auf den Feind zu thun nicht convenable gefunden, jedoch die Position Dero Lagers geändert und solches weiter nach des Feindes linkem Flügel, jedoch zugleich näher an den Feind genommen hätten; bei welcher Gelegenheit und bei der vom Recognosciren der Feind stark, aber ohne sonderlichen Effect canoniret habe.
Heute ist bisher noch alles stille gewesen, ausser einigen Canonschüssen, die man heute Vormittages hier hören können; Gott weiss auch, wie es weiter gehen wird. Sogleich empfange ein Schreiben von gedachtem<7> Herrn Obristen vom heutigen Dato, worin er mir die Ehre thut, zu melden, dass nichts neues heute passiret sei und beide Armeen noch in ihrem Lager stünden. Die feindliche sei an 40,000 Mann; der Duc de Richelieu habe gestern noch 20 Bataillons und einige Regimenter Cavallerie an Soubise geschicket, so Deserteurs, welche von diesem Corps gekommen, confirmiret hätten. Der ganze Krieg, zumalen im November, taugt nichts, Ew. Excellenz machen nur bald einen guten Frieden . . .7-1
Eichel.
Den Augenblick, da ich dieses gegen 2 Uhr Nachmittages schliesse, hören wir hier ein sehr starkes Canonenfeuer und, wie es scheinet, kleines Feuer.
Nach der Ausfertigung.
7-1 Zum Schluss übersendet Eichel die Abschrift eines Immediatberichts des preussischen Geschäftsträgers Michell in London.