9531. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN.

Königsbrück, 19. November 1757.

Ew. Liebden werden hoffentlich Mein gestriges Schreiben43-2 mit dem Feldjäger Bartikow erhalten haben. Durch dieses und das hierbei kommende Duplicat erwähntes Schreiben wiederhole Ich Meine Ordre, dass Sie dem Feind gleich auf den Hals gehen und zum Schlagen bringen sollen. Zu Dero Nachricht dienet zugleich, dass sobald nur Ich hier mit Marschall fertig bin, welches in wenig Tagen hoffentlich geschehen soll, wenn Ew. Liebden Mir nur sonst nicht den ganzen grossen Klumpen vom Feinde auf den Hals kommen lassen, Ich gerade auf Liegnitz marschiren werde. Haben Sie den Feind geschlagen, so stosse Ich gerade zu Sie. Haben Sie nichts gethan oder wären unverhoffter Weise geschlagen worden, so ziehe Ich Mich auf Glogau. Ich muss wiederholen, wie es ohnverantwortlich ist, dass Dieselbe aus einer ohnnöthigen Beisorge das beste Moment vorbeigehen lassen, den Feind zu attaquiren und zu schlagen — denn wenn solches geschehen wäre, so würde sich das feindliche Corps von Schweidnitz gewiss nicht herumgezogen haben —, zumalen Ew. Liebden gewusst, dass Ich der Gegend Schweidnitz kommen werde. Sie klagen über besorglichen Mangel von Subsistance; eben dieser Umstand hätte Dieselbe so mehr animiren und pressiren sollen, auf den Feind loszugehen und solchen zu schlagen. Und warum schlagen Sie den Feind nicht, der Ihnen die Subsistance benimmt, weil Sie ihn ruhig lassen? Es ist vor Mich höchst betrübt, dass Meine Ordres so schlecht attendiret werden, und Ich Mich, so zu sagen, von Meinen besten Freunden, zu denen Ich alles Vertrauen habe, verlassen und in die benaueste Umstände gesetzet sehen muss, nachdem Ich hier alles gethan, um die Sachen wieder in gutem Stande zu bringen.

Friderich.

P. S.

Damit Ew. Liebden von Meinem nunmehrigen, nach geschehenem Unglück mit Schweidnitz und nach Situation der jetzigen Umstände genommenen Operationsplan genau informiret sein mögen, so schreibe Ich Ihnen solchen ganz klar und deutlich hierdurch, damit Sie Sich exacte darnach richten und solchen befolgen und Dero Ortes secondiren.

<44>

Ich bin nämlich den 23. in Görlitz. Wenn Ew. Liebden den Feind schlagen, so werde Ich nicht, wie Ich zuerst geschrieben, nach Liegnitz, sondern statt dessen nach Landshut und nach Hirschberg gerade marschiren, um den Feind von seinen Magazins abzuschneiden, dass solcher nach Braunau und nach Böhmen laufen muss.

Zweitens, weil Schweidnitz, zum Theil durch Ew. Liebden Schuld, verloren worden, so muss Ich diesen Platz noch wieder haben, als wovon Ich nicht nachlassen und die Canons dazu aus allen schlesischen Festungen ziehen werde, so dass Ich vor Ende Decembris diesen Ort wieder haben muss. Würden aber, wie Ich nicht hoffe, Ew. Liebden geschlagen, so müssten Dieselbe Breslau defendiren, und Ich werde Mich solchenfalls über Glogau zu Sie ziehen.

Dies ist Mein richtiger und fermer Plan und Resolution. Ich wünsche, dass Ew. Liebden den Feind schlagen. Das Hauptwerk hierbei ist, dass Ich nur bald von Deroselben Nachricht habe, wie das Schlagen mit dem Feinde abgegangen. Wenn Ew. Liebden den Feind schlagen, so müssen Sie solchen brav mit Vigueur verfolgen, nicht bis an den schweidnitzer Bach, sondern bis gegen das Gebirge, und Mir also den geschlagenen Feind entgegentreiben, weil Ich von der andern Seite dazukomme und ihn von denen Pässen abschneiden werde.

Ich werde aber nicht eher über die Neisse gehen, bis Ich von Ew. Liebden Nachricht habe, wie es mit Deroselben gegangen ist. Nach diesem allen haben Dieselbe Sich zu achten, Mir auch das grosseste Geheimniss davon zu halten und mit keinem Dero Generals vorher darüber zu communiciren, sondern Sich darnach zu dirigiren und zu befehlen, auch nur drauf zu sehen, dass die Generals, was Ew. Liebden befehlen, ausrichten und bei Verlust von Leben, Ehre und Reputation ihr Devoir exact thun müssen.

Friderich.

Nach dem Concept.



43-2 Nr. 9525.