9532. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN.

Camenz, 20. November 1757.

Ich habe Ew. Liebden Schreiben vom 15. dieses erhalten und darauf nicht einen Moment versäumen wollen, Deroselben darauf zu antworten, dass, nachdem Ich des Feindes Umstände in Schlesien nunmehro recht erfahren habe, Ich also auch von hier ganz grade auf Breslau marschiren werde, um dem Feind in den Rücken zu kommen. Ew. Liebden können Sich also darnach achten und richten. Ich werde morgen in Bautzen sein, darauf nach Görlitz marschiren, wo Ich einen Ruhetag mache; den 26. dieses bin Ich in Naumburg, den 30. aber bei Jauer und mithin den 3. oder zum höchsten den 4. December in der Gegend Breslau.

Ich kann indess Ew. Liebden nicht cachiren, dass, wann Ich das, was bei Deroselben geschehen, mit dem, so Ich von dem Feinde er<45>fahren, zusammenhalte, Ich Dero Schwachheit und Irrésolution gar sehr ersehe, und was vor ein Unglück Mir daher geschehen mögen. Dieses aber recommandire Ich Deroselben und befehle es Ihnen auf das höchste, dass Sie sehr attent sein und wohl Acht haben sollen, ob der Feind, wenn er, wie Ich nicht zweifele, von Meinem Marsch in Schlesien Nachricht bekommen wird, auf Mich marschiret. Sobald Ew. Liebden sehen, dass der Feind auf Mich marschiret, so sollen Sie sogleich demselben folgen, auf den Feind gehen und Mich nicht im Stiche lassen. Wo Dieselbe solches nicht thun und wenn der Feind auf Mich marschiret, stehen bleiben und Mich im Stiche lassen, so repondiret schlechterdings Dero Kopf davor. Ich bin also den 3. December bei Breslau und komme dem Feind auf die rechte Flanke, da Ich dann Ew. Liebden ein Signal mit Canons von Meiner Ankunft geben werde; ob Sie es dann hören werden, solches kann Ich nicht voraus wissen.

Friderich.

Nach Abschrift der Cabinetskanzlei.