9552. AN DEN GENERALMAJOR VON KURSSELL IN GLOGAU.

Parchwitz, 29. November 1757.

Mein lieber Generalmajor von Kurssell. Ich vertraue Euch hierdurch das Commando der Stadt und Festung Glogau auf Euren Eid,<59> Ehre, Leben und Reputation an. Ihr sollet aber auch wissen, dass Ich darunter nicht den geringsten Scherz noch Uebersehen verstehe, sondern dass vielmehr, wenn Ihr als Commandant, auf den Fall eines feindlichen Anfalls oder Attaque auf die Festung Glogau, nicht alles zu deren Defension anwenden, solche mainteniren und Euch darin bis auf den letzten Mann defendiren werdet, Euch solches alsdenn ohnausbleiblich Euren Kopf, Ehre und Reputation kosten soll und wird. Ihr habt Euch also stricte darnach zu achten. Ihr habet zwar vor der Hand keine Gefahr von einem Feind zu besorgen, wenn es aber dennoch geschehen sollte, so bleibet es auf solchen Fall absolument bei dieser Meiner Ordre.

Ich habe dem Generallieutenant von Zieten59-1 befohlen, dass er in Glogau alles, was er bei seinem unterhabenden Corps von Marode und Kranken, auch Leuten hat, die nicht fortkommen können, zurücklassen soll, die aber von Euch ordentlich eingetheilet und bei der Festung und Garnison mit Dienste thun sollen. Gleichfalls wird Euch gedachter Generallieutenant das schwächste Bataillon von allen, so er bei seinem Corps hat, noch mit zur Garnison lassen. Wornach Ihr Euch also einrichten und auf alle Fälle schon zum voraus auf eine gute und rechtschaffene Defension der Festung Euch präpariren müsset. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Die Kanonen und Artilleristen an Zieten abfolgen zu lassen, so er verlangen wird.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin. Der Zusatz eigenhändig.



59-1 Zieten hatte an Stelle von Kyau den Oberbefehl über das ehemals Bevernsche Corps erhalten. Vergl. S. 60. 64.