9568. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN MAGDEBURG.
Glogau, 6. December 1757.
Auf Sr. Königl. Majestät allergnädigsten Befehl, welchen ich heute früh nach 6 Uhr allhier, wohin ich auf Dero Ordre bei Deroselben ehegestrigem Autbruch von Parchwitz gehen müssen,75-1 durch zwei von Deroselben an mich abgefertigte Feldjägers erhalten, habe Ew. Excellenz hierdurch melden sollen, wie dass des Königs Majestät gestern früh von Neumarkt aus, nachdem Sie Tages vorher daselbst ein ganz beträchtliches feindliches Magazin nebst der feindlichen Feldbäckerei genommen und zugleich, ausser 300 Croaten, so dabei geblieben, an 600 Gefangene gemachet, gerade auf die grosse combinirte österreichische Armee unter Ordres des Prinz Karl von Lothringen und derer Maréchals Leopold Daun und Nadasdy75-2 marschiret sei, solche glücklich attaquiret und nach ein vier- bis ohngefähr fünfstündigem Treffen totaliter geschlagen habe.
Die Bataille hat sich gestern Nachmittages gleich nach 1 Uhr in der Gegend des Dorfes Borne angefangen, wo Se. Königl. Majestät zuerst den Feind attaquiret und weiter poussiret, auch eine complete Victoire erhalten haben. Des Königs Majestät haben die Flügels vom Feinde, der sich hinter Lissa weggezogen, separiret und gänzlich auseinandergesprenget, davon sich ein Theil gegen Breslau und der andere auf das Städtchen Kanth gezogen, der vermuthlich auf Schweidnitz wird gehen wollen.
Des Königs Majestät lassen mir dabei sagen, dass Deroselben dermalen bereits 40 vom Feinde eroberte Canons gemeldet, auch eine grosse Menge Gefangene vom Feinde gemachet worden, ausser Fahnen, Estandarten und dergleichen mehr, deren Anzahl man noch nicht wissen können.
Se. Königl. Majestät befinden Sich gottlob! wohl und in höchst erwünschter Gesundheit. Von Prinzen und von Officiers von Marque<76> ist Deroseits nichts geblieben noch blessiret worden, ausser dass der Generalmajor von Lattorff als blessiret angegeben worden sein soll.
Da des Königs Majestät die an mich abgeschickte Feldjägers auf dem champ de bataille und währender Verfolgung des Feindes abgefertiget und mithin Dero Zeit nicht zugeben wollen, etwas deshalb Selbst zu schreiben, noch einen Officier en courrier damit abzufertigen, so haben Sie Sich vorbehalten, Ew. Excellenz nächstens eine umständliche Relation von dieser Bataille nachzusenden.
Sr. Königl. Majestät expresse Intention ist übrigens, dass Ew. Excellenz inzwischen nur sogleich veranstalten sollen, damit in Magdeburg ein solennes Te Deum mit Abfeurung derer Canons und des kleinen Gewehres celebriret werde, auch solches anderer Orten überall gehalten werden müsse.76-1
Dero auswärtigen Ministem, in specie nach Regensburg, Cöln und der Orten, sowie auch nach Holland und Hamburg sollen Ew. Excellenz diesen herrlichen Sieg sogleich durch expresse Couriers und Estafettes bekannt machen, insonderheit aber davor sorgen, dass sogleich des Prinz Ferdinand von Braunschweig Durchlaucht, wie auch der würdige Landgraf von Hessen-Cassel davon Nachricht bekommen möge, welches auch wohl wegen des regierenden Herzog von Braunschweig Durchlaucht, wo möglich, gut und nöthig sein dörfte.76-2
Zu meiner grössesten Surprise lassen des Königs Majestät mir dabei noch wissen, dass der Feind wider Vermuthen76-3 bei dieser Bataille noch an 80,000 Mann stark gewesen. Die ohnendliche Güte des Allerhöchsten sei also um so mehr deshalb gepreiset, die des Königs Majestät einen so herrlichen und completen Sieg gegen Dero bisher so gar sehr hochund übermüthigen Feind gegeben hat, so Sr. Königl. Majestät Gloire verewigen und hoffentlich von allem und noch grösserem glücklichen Success sein wird!
Eichel.
Nach der Ausfertigung.
75-1 Vergl. S. 70.
75-2 Nadasdy war nicht Feldmarschall, sondern General der Cavallerie.
76-1 Mit den gleichen Worten wie an Podewils berichtet Eichel, Glogau 6. De. cember, über den erfochtenen Sieg an den Prinzen Heinrich in Leipzig; in Leipzig möge das Te Deum abgehalten werden, der Prinz möge an den Feldmarschall Keith die Nachrichten übermitteln. Die zwei folgenden Abschnitte in dem Schreiben an Podewils bis zum Schluss fehlen in demjenigen an den Prinzen Heinrich.
76-2 Demgemäss Ministerialschreiben an die Gesandten und an die deutschen Fürsten, d. d. Magdeburg 8. December.
76-3 Vergl. S. 69.