9869. AN DEN GENERALLIEUTENANT BARON DE LA MOTTE-FOUQUÉ.330-2
Grüssau, 26. März 1758.
Ich schicke Euch hierbei die Nachrichten, so des Generalfeldmarschall Fürst Moritz Liebden nebst dem Obristen de Le Noble wegen des Feindes von denen Grenzen eingezogen, und ersterer an Mich eingesandt hat.
Ohnerachtet die Berichte unter sich über die Sachen nicht gar zu einig seind, so erhellet doch so viel daraus, dass, obschon das Corps, so der Feind angezeigter Orten hat, nicht im Stande noch formidable ist, dennoch die Leute dorten bei ein oder anderer Gelegenheit etwas bei Tannhausen tentiren können. Dahero Ich glaube, dass wenn Ihr mit Eurem unterhabenden Corps bei Wünschelburg, Neurode und der Gegenden stehet, Ihr alsdann sie einigermaassen werdet in Respect halten können, dadurch dass, wenn sie was tentiren wollen, Ihr denenselben sogleich im Rücken marschiret.330-3 Die Wege seind zwar zwischen Friedland und Braunau noch so sehr schlecht, dass niemand etwas mit Prudence, noch mit Hoffnung einiges Successes entrepreniren kann; demohnerachtet muss man doch auf das rechnen, was der Feind unternehmen könnte und möchte, auf dass er nichts ausrichten, noch uns unsererseits surpreniren könne.
Wenn Ihr erst in der Gegend von Wünschelburg, Neurode etc. sein werdet, so habt Ihr dahin zu sehen, ob man nicht gleich mit Sicher<331>heit über Silberberg eine Correspondance zwischen Euch und dem Obristen Le Noble, auch des Fürst Moritz Liebden etabliren könne, um Euch dadurch unter einander desto eher wegen des Feindes avertiren zu können, als welches sehr gut und höchst nöthig sein würde, um so mehr hinter die Wahrheit seiner Unternehmungen zu kommen.
Friderich.
Nach einer dem Prinzen Moritz übersandten Abschrift im Herzogt Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.
330-2 Die Berichte Fouqué's datiren am 18. März aus Frankenberg, am 21. und 22. aus Grulich, am 23. ans Lipka bei Grulich, am 27. aus Glatz, am 31. aus Scharfeneck.
330-3 Prinz Moritz sollte dem Feinde alsdann, wie der König am 26. März ihm schreibt, in die Flanke fallen.