9922. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Grüssau, 11. April 1758.

. . . Der Herr Yorke373-1 ist gestern mit seinem Reisegefährten373-2 hier angekommen und an Se. Königl. Majestät von M. Mitchell präsentiret worden.373-3 Da an hiesigem Orte gar kein Platz zu deren Unterkommen ist, so bleiben sie in Landshut, so eine kleine halbe Meile von hier, und kommen nur täglich herüber. Des Königs Majestät haben den Herrn Yorke sehr accueilliret und gestern eine Unterredung von einigen Stunden mit ihm und M. Mitchell gehabt, auch sie alle drei zur Tafel behalten, die sich bis an den Abend verzogen.

Heute seind sie sämmtlich wieder hier und haben des Königs Majestät Sich mit ihnen über die Nothwendigkeit, doch ein ordentliches Système zu fassen, unterredet, wovon Sie mir das Gros gesaget, auch befohlen, Ew. Excellenz sowohl als dem Herrn von Knyphausen solches zu schreiben.373-4 Ich glaube es begriffen zu haben, so viel als es bei der Ew. Excellenz bekannten grossen Vivacité,373-5 und da man nicht die Zeit hat, das geringste zu notiren, geschehen kann, werde mich also auch davon nach Möglichkeit bestens zu acquittiren suchen; ich wünschete aber dennoch sehr, dass es dazu kommen dörfte, dass des Königs Majestät Dero Gedanken schriftlich Selbst aufsetzeten, wie Sie solches thun zu wollen Sich äusserten, wenn nämlich erwähnte Herren Engelländer es verlangen würden.

Ich wünschete wohl sehr, dass es Ew. Excellenz gefällig gewesen sein möchte, mir das expedirete Recreditif vor den Herrn Yorke mit zukommen zu lassen, um solches bei der Hand zu haben, da ich glaube, dass dessen Séjour allhier über einige Tage nicht dauren dörfte, wenn zumalen es mit Schweidnitz sich bald zur Uebergabe anlassen sollte. Mein Embarras ist um deshalb nur etwas besonders, da es sich fataler Weise so rencontriren müssen, dass just gegen die Zeit, da alle diese Dinge vorkommen, ich mit einem hitzigen Flussfieber befallen worden, welches mich sechs Tage im Bette gehalten und ohnendlich entkräftet hat, dass ich nur heute das erstere Mal wieder ausgehen können und es mir noch sehr schwer wird, die erforderliche Gemüthskräfte zu sammlen, zumalen der Kopf durch die schwere Phantasien, so ich bei den täglichen Paroxysmis von heftiger Hitze gehabt, sehr mitgenommen worden. Ich werde indess nach allen Kräften thun, was ich kann, ob ich schon des Nachts noch nicht von aller Hitze und damit begleiteten Reverien befreiet bin, und mich wegen des übrigen der Führung des Höchsten überlassen . . .

Eichel.

Aus der Ausfertigung.

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373-1 Vergl. S. 364—367.

373-2 Goodrick. Vergl. S. 367. 372.

373-3 Ueber die Unterredungen des Königs mit Yorke am 10. und 11. April vergl. Bisset, Memoirs and papers of Sir Andrew Mitchell (London 1850) Bd. II, S. 9 ff.

373-4 Vergl. Nr. 9926 und Nr. 9927.

373-5 Vergl. Bd. XV, 427 unten.