9939. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON TRESKOW.

[Grüssau, 16. April 1758.]

Er hätte sehr wohl gethan, dass er die Capitulation nicht angenommen hätte;386-2 denn Ich solche nimmermehr würde approbiret haben. Wenn der Commandant capituliret, so ergiebet er sich; das wäre eine alte Regel. Er möchte nur auf dem Fort Nr. 1 die Batterie ordentlich zurecht machen lassen und thun, als wann er Ernst gebrauchen wollte; Ich stünde ihm fast davor, dass er sie alsdann zu Kriegesgefangenen haben würde, und sollte er nur den Commandanten bedrohen lassen, dass, wenn er es auf der Extremité ankommen liesse, Ihr sodann die Garnison nicht anders als auf Discrétion annehmen würdet. Es thäte Mir zwar leid um die Todten und Blessirten, so wir bei der Affaire386-3 bekommen hätten, allein er müsste rechnen, dass wir sonsten noch 10 Tage mit der Stadt zu thun gehabt hätten, und solches uns gewiss noch mehrere Leute gekostet haben würde. Und die Zeit wäre Mir anjetzo sehr edel; welches er wohl nicht so erkennen könnte, da er nicht wüsste, wo Meine Absichten hingingen, und was Ich vor hätte, dergestalt, dass Ich sehr zufrieden wäre, dass die Sache so abgegangen. Ich zweifelte nicht, dass er nunmehr zwischen hier und 2 Tagen völlig fertig sein würde.

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Ich schickte den Obristen von Krusemarck zu ihm hin, damit derselbe, sobald die Capitulation fertig und die Stadt übergeben wäre, die dort befindliche Gewehre, Patrontaschen und sonstige Mundirungsstücke unter die Regimenter, die es nöthig hätten, vertheilen sollte, und würde der morgen bei ihm ankommen. Er würde nunmehro selber wohl einsehen, wie unnütz es gewesen sein würde, wenn Ich noch mehrere Munition387-1 hätte dahin transportiren lassen.

Hiernächst müsste Ich ihm auch noch notificiren, was er zu observiren haben würde, sobald die Stadt über wäre. Wann die Capitulation fertig und unterschrieben wäre, so sollte das Regiment von Sydow nach Breslau marschiren und die Stadt besetzen, und so wie selbiges dort angekommen, so sollte das Grenadierbataillon von Kleist nach Neisse und das Regiment von Kreytzen nach Schweidnitz marschiren, um zu der Armee zu stossen. Das Regiment von Manteuffel sei destiniret, Schweidnitz zu besetzen; weilen aber dort viele Kranken sein würden, so müssten sie inzwischen in Kletsch387-2 und Schönbrunn cantonniren, bis das Wetter gut würde; alsdann sie so lange in denen Werken campiren könnten, bis die Stadt von allem Unflath gereiniget worden.

Zu dem Observationscorps bei Landshut stossen die Regimenter von Kreytzen, von Kurssell, Pionniers, Bülow und die Grenadierbataillons von Kreytzen, von Burgsdorf und von Österreich, mit denen Generalmajors von Kurssell und von Diericke. Das Bataillon von Lattorff marschiret nach Neisse und wird weiter beordert werden, wo es hin soll. Die Grenadierbataillons von Diringshofen und von Beneckendorf bleiben dorten bis auf weitere Ordre.

Was die Kavallerie anlangete, so wären die Regimenter vom Prinz von Preussen, von Driesen und von Markgraf Friederich nebst dem Generalmajor von Zieten beordert, nach Sachsen zu marschiren,387-3 und sollte er also selbige, sobald die Belagerung vorbei wäre, nach der Gegend von Naumburg an der Queiss hinmarschiren lassen, auch ihnen solches nur gleich sagen, damit sie es wüssten und sich arrangiren könnten. Ich hätte dem Generalmajor von Lentulus dato befohlen, dass er die Commandirten von diesen Regimentern, so er bei sich hätte, sofort nach Schweidnitz abgehen lassen sollte, damit sie zu ihre Regimenter stossen könnten.

Weisungen für die Antwort; auf der Rückseite des Berichts von Treskow, d. d. Kloster Würben 16. April.387-4

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386-2 Graf Thürhaimb, der Commandant von Schweidnitz, hatte sich bereit erklärt, die Stadt zu übergeben, wenn die Besatzung freien Abzug erhielte. Treskow hatte geantwortet, dass er die Capitulation unter keinen andern Bedingungen abschliessen werde, als unter denen Nadasdy im November vorigen Jahres die Capitulation der Preussen gefordert habe. Vergl. S. 37. 64.

386-3 Bei der Eroberung des Galgenforts.

387-1 Vergl. Nr. 9933.

387-2 So! Es ist wohl Kletschkau südöstlich von Schweidnitz gemeint.

387-3 Vergl. S. 381. 389.

387-4 Unter einem Bericht von Fouqué, d. d. Braunau 16. April, findet sich die vom 16. zu datirende Weisung für die Antwort: „Ich wüsste nicht, was er mit seinem Magazin haben wollte. Die Kammer hätte recht gethan, dass sie ihm keine Fourage geschickt. Es würde ihm noch vieles daran verderben. Wenn er glaubte, dass Ich ihn mit seinem Corps in seiner Grafschaft [d. i. Glatz] lassen würde, so betröge er sich. Schweidnitz wäre auf dem Point zu capituliren, und sobald es damit vorbei wäre, wollte Ich ihm andere Sachen zu thun geben.“ [Am Ende der Weisung der Vermerk: „beantwortet eodem“ .]