<114> Reichenberg1 stehet das Corps von Laudon, welches ohngefähr 6000 Mann ist; bei Giesshübel,2 unweit Sattel, stehn 3000 Panduren und Husaren. Die Husaren von Skalitz fangen auch schon an hier herumzuschwärmen. So lange als Ich nun hier stehe, decke Ich solches alles; sowie Ich aber weggehe, so läuft alles Krop nach dem Glatzschen, und Fouqué würde eine Bataille von Glatz bis Nachod haben und also das Mehl nicht gut durchbringen.3 Dies ist also das einzige, worüber Ich am meisten balancire. Es sei dann gewiss, dass man den Feind attaquiren kann, sonsten müssen wir hauptsächlich dahin sehen, um das Mehl sicher und gut nach Nachod zu bringen. Dann gehe Ich hier weg, und wir können den Feind da nicht attaquiren, so geben [wir] allen dem Gesindel freien Willen, und das Mehl müssen wir doch durch haben. Dies ist also Mein grösster Embarras. Der Posten von Zwol4 ist sehr gut und solchen kann Ich allemal nehmen; allein gehe Ich weg, so sind sie gleich im Glatzschen und machen uns ein Haufen Umstände; und stehet die Armee zwischen Pardubitz und Bohdanetsch,5 so kann man ihr so nichts anhaben. Als bitte Ich Ew. Liebden, Mir hierüber sichere und deutliche Nachricht zu geben. Von der Patroll von Czettritz kommt Mir alles sehr glaubhaft für, und es siehet Daun sehr ähnlich; sollten Sie aber Gelegenheit sehn, dass wir schlagen können, so will Ich gleich da sein.

Magazine und Escorten decken, Positiones nehmen und zugleich Anstalten zu Attaquen machen, seind dreierlei. Morgen werden Sie gewisse erfahren, ob der Feind noch hinter die Teiche6 stehet, oder ob er darüber ist. Ist er derhinter, so muss ich den Transport decken; ist er herüber, so muss man ihm zu attaquiren suchen, aber Lattorff und einen Theil Fouqué an uns ziehen.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.


10142. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE MARKGRAF KARL.

Opotschno, 19. Juli 1758.

Aus dem Zusammenhang der Patroll vom General von Czettritz7 sehe Ich, dass die Armee zwischen Pardubitz und Bohdanetsch stehet, da man ihr wohl nicht viel wird anhaben können; dahero wir sehr attent auf ihre Mouvements sein müssen, um, wann sie sich bloss geben, dass wir sie suchen zu überrumpeln.

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



1 Soll heissen „Reichenau“ ; südöstl. von Opotschno. Vergl. S. 131.

2 Südwestl. von Reinerz, an der glatzer Grenze; nordöstl. von Opotschno.

3 Vergl. S. 110.

4 Vergl. Nr. 10139.

5 Nordwestl. von Pardubitz.

6 Die Teiche vor Bohdanetsch.

7 Vergl. Nr. 10141. Anm. 1.