<168> gewesen und alles mit grosser Attention observiret hat, zu meiner Nachricht aufgesetzet worden. Vernünftige österreichsche Officiers schämen sich selbst davor, dass man in denen Wiener Nachrichten so sehr fausse und impudente Sachen publiciret hat, von welchen vernünftige Leute in Wien selbst erkennen, was sie glauben sollen, und die deshalb nach einigen Briefen, so ich selbst gesehen, den General Laudon unter dem Charakter des grossprahlerichten qualificiren.

Ich thue nunmehro den dritten Krieg mit, ich muss aber gestehen, dass in allen ich noch niemalen einen so ruhigen Marsch gesehen, da der Feind sich stets in einer gewissen Entfernung gehalten und, wenn er es ein oder zweimal probiret hat, was zu tentiren, so sehr schlecht darunter reussiret, als denn von Smirschitz in Mähren bis hieher. Wie dann auch der Wahrheit nach in Mähren nichts zur Avantage des Feindes in allen Rencontres und kleinen Affairen vorgefallen ist, ausser was mit dem General Meier vom Baireuther Regiment1 durch sein starkes Versehen, davon gleichfalls einiges Detail beilege,2 ferner mit dem zweiten Convoi bei Domstädtel und dann die Nacht vor unserem Aufbruch von Königgrätz durch ein recht sehr grobes Versehen des Generalmajor von Saldern, der auch darüber verloren worden,3 ohne dass man noch bis diese Stunde weiss, wo er eigentlich geblieben, geschehen ist, so aber doch auch bei weitem nicht so und von der Importance gewesen, als es in denen Wiener Nachrichten debitiret werden wollen. Bei dem ganzen nachherigen Marsch aus Mähren und so weiter hieher seind des Königs Majestät allemal bei der Arrièregarde gebheben und haben solche sage Dispositions gemachet, die Freund und Feind admiriren müssen, und [wobei] letztere sich nicht unterstehen dörfen, das geringste zu entamiren, so dass ich der Wahrheit nach sagen kann, dass auch nicht ein Marketenderkarren verloren gegangen, woferne dergleichen sich nicht wider die Ordres abwärts in Dörfer zum plündern muthwillig gemachet hat. Der in den Wiener Nachrichten vorgegebene schleunige und precipitirete Abmarsch des Königes seit der aufgehobenen Belagerung von Olmütz dementiret sich von selbst, da jedermann jetzo weiss, dass des Königs Majestät die ganze Zeit her keine stärkere Märsche als täglich von ein bis zwei Meilen und zuweilen nur von einer halben Meile, sehr selten aber von drei Meilen gethan und um den zweiten oder dritten Tag Ruhetag gehalten haben, auch an den mehristen Orten wegen Ihrer zu nehmenden Arrangements zur Versorgung derer Armee zwei, drei und mehr Tage stehen geblieben seind, davon dann die mährischen und böhmischen Feldmarken, so auf dem Marsch betroffen und zur Subsistance der Armee fouragiret worden, redende Zeugen seind; ohne dass



1 Vergl. S. 68—73 und S. 106.

2 Eine Darstellung des Ueberfalls des Baireuther Dragonerregiments, beginnend: „Am 16. Juni erhielt der Generalmajor Meier die Nachricht“ , schliessend: „und vermissten 273 Mann, 426 Pferde“ .

3 Vergl. S. 155; vergl. auch weiter unten in der Relation Nr. 10232.