<270> dorten drucken lassen und alsdenn mit Nehmung aller Präcautionen dergestalt in dasigen Gegenden überall herum distribuiren und ausbreiten lassen soll, dass weder er im geringsten darunter erscheine, noch auch jemand soupçonniren oder merken könne, von was Ort und wie solche in das Public erschienen wären.

Der Hauptumstand aber, so mich obligiret, sowohl alle vorgedachte Umstände an Ew. Excellenz gelangen zu lassen, als auch die eine Pièce davon, als nämlich die zweite, in dem grössesten Vertrauen eines dort impenetrablen Secrets zu communiciren, ist, dass des Königs Majestät exprès verlanget und befohlen haben, [dass] von solcher eine teutsche Uebersetzung, und zwar gar nicht litteralement, sondern nach der Wienerschen Art zu schreiben und in dem gewöhnlichen österreichschen hochtrabenden und guindirten compliquirten Stil1 gemachet werden soll, in welchem, so oft der Name der Kaiserin und des Kaunitz vorkommet, allemal solchen die gebräuchliche Wienersche Epitheta bei geleget, die Uebersetzung überall nach der österreichschen Mundart so gedrehet werden solle, dass, wie schon gedacht, solche nicht litteral, sondern frei und nur nach dem Sinne des Französischen sei und es mithin das Ansehen gewinne, als ob die Uebersetzung in österreichisch Teutsch das Original sei und nur jemand davon den Sinn genommen und in gut Französisch, nach der Art dieser Sprache ohngezwungen, übersetzet habe.

Ich gestehe, dass so sehr ich gewünschet habe, dass überhaupt diese Sache unterwegens geblieben, ich dennoch mir alle Mühe gegeben und Proben gemachet habe, ob ich in der österreichschen Denkensart, Tournure und Manier dergleichen Traduction zu machen capabel wäre; ich habe aber gefunden, dass es mir, der ich wenig unter solchen Leuten gewesen, auch wenig von ihren Piecen in solcher Art gelesen, eine wahre Ohnmöglichkeit sei, darunter zu reussiren, so dass ich die zu drei, vier Malen wiederholte Aufsätze nur wieder cassiren müssen. Weilen aber demohnerachtel des Königs Majestät verlangen, dass eine teutsche Uebersetzung von dieser Façon dem Herrn von Hellen auch zugesandt werden soll, um solche gleichfalls dorten in höchstem Secret drucken und demnächst adroitement divulgiren zu lassen, dass solche zum Theil in Holland, hauptsächlich aber in Teutschland dortiger Orten und insonderheit in das Reich herumkomme und bekannt werde, als über welches alles der von Hellen in beiliegendem Schreiben an ihn schon ganz umständlich instruiret worden ist, so muss ich mich unterstehen, deshalb an Ew. Excellenz zu recurriren und ganz gehorsamst zu bitten, ob es nicht angehe, dorten, es sei in der Kanzelei oder sonsten, jemanden zu finden, der des Französischen nur so weit mächtig und zugleich wegen der in österreichisch Teutsch zu fertigenden Uebersetzung im Stande ist, sich davon nach Sr. Königl. Majestät Intention zu ac-



1 Vergl. S. 269. Anm. 1.