10014. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.
[Hauptquartier zu Smirschitz,] 27. [Mai 1758].
Nach allen Nachrichten, die ich mir habe schaffen können, und nach allen dem, was man judiciren kann, so wird sich die feindliche Armee nach Konitz ziehen. Noch stehet sie nicht dar, und kann ich auch den Ort noch nicht richtig benennen, wor sie ist. Bei solcher Bewandniss muss ich meine Anstalten auf alle Fälle machen. Den Posten auf der Anhöhe von Namiescht1 habe ich besetzet und von hier Wege hin machen lassen. Heute habe Marwitz hingeschicket, um über das Wasser, was bei Senitz läuft, einen hoch ufrichte2 Bach, Brücken zu machen, damit Ihr Corps im benöthigten Fall desto eher zu mir stossen könnte. Sie werden die Wege Ihrerseits dahin auch wohl recognosciren lassen, und glaube ich, dass es gar mit 3 Colomnen angehen soll, nach Namiescht oder hierher zu marschiren.
Eben erfahre ich durch zwei Deserteurs, dass der Daun bei Gewitsch stehet. Er soll noch wenig Kanonen bei sich haben. Ich suche ihm das Loch bei Namiescht schwer zu machen, um ihm zu forciren, wann er Order zu schlagen hat, nach Prossnitz zu kommen, allwo man ihm einigermassen verfolgen kann, welches bei Namiescht ohnmöglich wäre. Ich glaube also, dass sich das Jahnus'sche Corps immermehr nach Ihrem Unken Flügel ziehen wird. Wor Sie was allda erfahren, so bitte Ihnen, mir es zu schreiben. Adieu!
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Eigenhändig.
10015. AU FELD-MARÉCHAL DE KEITH.
[Au quartier général de Smirschitz,] 27 [mai 1758].
Mon cher Maréchal. Vous connaissez trop bien les fanfaronnades de l'ennemi pour y ajouter foi. Sibenschein tâchera à tout moment de faire cours des faux bruits,3 pour vous tenir sur le qui-vive, mais il n'est pas entreprenant, et dès que la tranchée sera ouverte, tous ces gens seront réduits sur la défensive. Quant à la poudre de Dieskau, je suis étonné qu'il en ait si peu; il devait avoir 4000 centner. Le grand convoi de Neisse doit être le 6 de juin à Troppau, par conséquent le 10 dans votre camp. Ils amènent tout le reste de canons et munitions destinés pour le siège.
Daun a été avant-hier à Gewitsch, à un bon mille de Konitz; jusqu'à présent, il n'y a encore point d'armée à Konitz, mais je bouche tous les trous, pour que les troupes légères ne nous incommodent pas
1 Vergl. S. 31. 32.
2 So!
3 Der bezügliche Bericht von Keith liegt nicht vor. Mit „Sibenschein“ ist vielleicht der österreichische General Simbschen gemeint, dessen Namen der König gewöhnlich in dieser Weise entstellt.