<346> dieses ohnglückliche Accident auf Antwort warten muss und ihm solche vielleicht gar zu späte kommen dörfte. Ich kenne dasjenige Comptoir,1 mit welchem der Vorfall geschehen, nicht genugsam, um zu urtheilen, ob einige Collusion darunter vorgegangen sein könne, oder ob es pur aus Précipitation geschehen; von denen ehemaligen Zeiten aber erinnere mich noch, dass der Stifter dieses Comptoirs, von dem es sich noch schreibet, in vieler Connexion mit dem Wienerschen Hofe wegen Vorschüsse, so in Millionen gegangen, gestanden, welches aber aufgehöret haben kann. Wäre eine Trahison darunter, so befürchte ich, es werde der Mann quaestionis dasselbe Sort wenigstens haben, was er in seinem Bericht von dem, so sein dortiger grosser Patron gehabt, soupçonniret.2 Ich erachte daher, dass es allemal gut sein dörfte, zuvorderst ihn von dem geschehenen Vorfall baldmöglichst en chiffres unter dem Namen der Gebrüdere Schwartz3 zu avertiren, damit er nöthigenfalls Mesures darnach nehmen, auch eine andere Adresse, wenigstens wegen der immediaten Correspondance, anzeigen könne; denn die auf ihn adressirte Wechsel zu ändern, ohne dass er davon vorher informiret wäre, und sein Sentiment deshalb überschrieben habe, davon begreife ich den Hasard und die daher fast ohnvermeidlich entstehende Confusion gar zu sehr, als dass ich darunter Herrn Schickler nicht völlig beipflichten sollte. Demnächst dörfte es sehr gut sein, wenn Herr Schickler ein anderes Haus als das bisherige zu Amsterdam finden und trauen könnte, an welches er die Briefe vor den Mann quaestionis zur sicheren weiteren prompten Beförderung adressirete, welches auch deshalb nöthig sein dörfte, damit das quästionirte Comptoir, daferne es auch über die eröffnete chiffrirte Sachen noch keinen Soupçon gefasset, wegen der vielen Briefe, so nothwendig aufeinander erfolgen müssen, wenn der Mann quaestionis beständig von allen Vorfallenheiten informiret werden soll, nicht neuen und mehreren Verdacht fasse. Ich weiss aber nicht, wie weit Herr Schickler anderweite Connexiones in Amsterdam hat, um dergleichen Changements machen zu können. Mir ist dabei der Gedanken gekommen, ob es nicht angehe, dass man an den Correspondenten en question kleine Kisten mit allerhand kurzen Waaren und Babioles von Berlin aus sendete, in solchen aber die Dépêches an denselben enveloppirete und solche mit den gewöhnlichen Kaufmannsschreiben, die committirete Waaren begleiten, unter dem Namen der Gebrüdere Schwartz zur schleunigen Besorgung recommandirete und abgehen liesse, welches zugleich eine Gelegenheit sein könnte, erwähnte Waaren oder Babioles in allerhand gedruckte Zeitungen und Pamphlets, Relationes p., als aus Précaution der Waaren, einzuwickeln, welches manches Chiffriren menagiren könnte. Ich weiss aber wiederum nicht,



1 Das Schreiben Finckenstein's, in welchem das Comptoir namhaft gemacht wird, liegt nicht vor.

2 Eichel befürchtet, Rexin könne im Fall der Entdeckung von seinen Gegnern in Konstantinopel vergiftet werden.

3 Vergl. Bd. XVI, 237.