<44> einhabende Posten sind so stark, dass sie fast inattaquable sein, und sollte einer attaquirt werden, so sind wir ja immer in den Umständen und haben Zeit, dass wir ihm secundiren können. Die Brücken, so der Feind bei Müglitz oder Neuschloss machen lasset, werden zu dem Grunde sein, damit der Feind Communication habe mit dem, was im Gebirge geschickt ist. Ueberdem glaube Ich gewiss, dass der Feldmarschall Daun uns noch nicht so nahe ist, als wir glauben; denn bei Gewitsch und Könitz ist das Laudon'sche Corps, und er wird mit der Armee noch in der Gegend Trübau1 sein. Es wird also des Feindes erstes grosses Mouvement, welches er thun wird, uns von allen diesen entwickeln, worauf man dann also sehr attent sein muss.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.2


10030. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Klein-Latein, 2. Juni 1758.

Ich habe das von Ew. Liebden Mir überschickte Protokoll von dem angekommenen Deserteur erhalten, und muss Ich Ihnen im Gegentheil Nachricht geben von einem, so bei dem General Wedell heute angekommen ist. Er ist vom Gotha'schen Regiment, welches bei der sogenannten grossen Armee ist, unter Daun. Sie haben gestern noch bei Trübau gestanden, und er macht eine ganz andere Description von der Armee. Es ist dahero bald so und anders bei dergleichen Leuten; man muss dahero so lange warten, bis der Feind wirkliche Mouvements macht, so sein wahres Dessein decouvriren, welches ihm aber für denen Défilés, so für3 unseren Posten liegen, ziemlich schwer fallen wird; deswegen er vielleicht wohl etliche Pandurenattaquen an einem oder andern Ort wagen wird, um darnach in die Zeitungen setzen zu lassen, er habe einen Posten attaquiret, und weil er so stark gewesen, habe er nicht seinen Zweck erlangen können. Unterdessen wird der Feind allemal bei einer solchen Attaque doppelten Verlust haben; deswegen man bei solchen ausgesprengten Sachen ohne Grund sich nicht darum kehren muss und das Wahre erwarten muss.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.



1 Mährisch-Trübau oder Tribau nördl. von Gewitsch, westl. von Müglitz.

2 In einem zweiten Schreiben an Prinz Moritz vom 2. Juni, aus dem „Quartier Prossnitz“ , befiehlt der König, dass bei einem Aufbruch des Prinzen von Littau (vergl. S. 41) die Kriegskasse von dort nach Chomotau gesandt werden solle. Zugleich zeigt der König an, dass er sein Quartier nach Klein-Latein (nördl. von Smirschitz und Prossnitz) verlegen werde, „einestheils bei allen Vorfallenheiten, um näher zu sein, anderntheils aber, um die an die Armee zu erlassende Ordres desto prompter an Ort und Stelle zu haben“ . In eigenhändigem Zusatz fügt der König hinzu, dass er eben die Nachricht erhalte, Daun stehe noch bei Mährisch-Trübau, „und dass wirklich Wege durch die Wälder nach Wischau zu gemacht werden“ . Vergl. S. 35.

3 Für = vor.