10005. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.
Hauptquartier bei Prossnitz, 21. Mai 1758.
Ich bin Willens, Laudon mit seinem Corps aus Namiescht zu verjagen27-1 und, so viel möglich sein wird, von ihm gefangen zu machen. Ich habe zu dem Ende resolvirt, dass Ew. Liebden diese Nacht einen General27-2 mit 3 Bataillons detachiren sollen, welcher denselben Weg um Namiescht marschiren muss, den Ich geritten, weil27-3 Sie mit Mir dagewesen, so dass er Namiescht mit Anbruch des Tages im Rücken attaquirt. Seine Kanonen müssen nicht mit Kugeln, sondern Kartätschen geladen sein, und er muss einige Zwölfpfünder mit sich nehmen. Ich werde zur selben Zeit das Regiment von Puttkammer sich an Front zeigen lassen, und, wo es kann, soll es attaquiren. Ich schicke ingleichen das Regiment Zieten und 4 Bataillons von hinten herum über Czech und Laskow27-4 auf den Weg, der von Namiescht nach Könitz geht, um sie da zu empfangen, wann sie ihre Retraite dahin nehmen. Ich lasse zu gleicher Zeit Plumenau27-5 attaquiren, damit sie von allen Seiten allarmirt sein und nicht wissen, wo sie sich hinwenden sollen.
Diesen Augenblick bekomme Ich den Brief von Ew. Liebden. Ich begreife nicht, was der Feldmarschall Keith mit die Zwölfpfünder machen will. Was die ledige Wagens anbelangt, so werden sie ohne die nöthige Escorten von Queisten27-6 nicht fahren können.
Leopold Daun ist noch den 17. bei Leutomischl gewesen.
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.
27-1 Vergl. Nr. 10003.
27-2 Prinz Moritz sandte demzufolge den Generalmajor Prinz Karl von Bevern.
27-3 = dieweil.
27-4 Gewöhnlich Laskau geschrieben.
27-5 Westlich von Prossnitz, südlich von Namiescht.
27-6 General Queist.