10025. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Hauptquartier bei Prossnitz, 31. Mai 1758.

Ich weiss zwar noch nicht,40-8 was der Feind thun kann; weil Ich aber anfange zu soupçonniren, dass, da es in der Festung Olmütz so<41> sehr an Ammunition fehlet, er, der Feldmarschall Daun, zwischen hier und 3 oder 4 Tage etwas tentiren dörfte, um den Ort zu secondiren, daher Ich dann glaube, dass solchenfalls er zwischen Littau und Namiescht durchzupenetriren suchen wird, um uns zu einer Bataille zu engagiren.

Um nun von Meiner Sache sicher zu sein, so habe Ich sofort den Obristen Mehring mit seinem Regiment Husaren nach Wilimow detachiret, um morgen früh die österreichische Vorposten bei Luka41-1 zu tentiren und zu probiren, ob sie hartnäckig sein werden. Wenn diese Vorposten weichen und keine Standhaftigkeit bezeigen, so kann man es vor eine gewisse Marque halten, dass der Feind dort nichts tentiren will; wenn aber solche Vorposten an der feindlichen Chaine hartnäckige Resistance thun, so kann man davon gewiss concludiren, dass nicht nur sie souteniret seind, sondern auch überdem der Feind gewiss die Intention habe, dorten was zu tentiren. Ich avertire also Ew. Liebden davon.

Hier stehe Ich auf den ersten Wink, und sowie Ich glaube und merke, dass es dem Feinde ein Ernst ist, so marschire Ich rechts in zwei Colonnen ab, die eine über Gross-Senitz und die andere über Teschetitz, um Mich dem Feind vorzusetzen, da dann Ew. Liebden den Markgraf Karl auch ohnverzüglich avertiren werden, um zusammen zu Mir zu stossen. Die Bagage von Ew. Liebden Corps sowohl als auch die vom Markgraf Karl haben Dieselbe bei Littau stehen zu lassen, und marschiren Dieselbe in solchem Fall links ab, um Sich hinter Mein erstes Treffen en ordre de bataille laut der Disposition zu stellen; Ich aber Meines Ortes werde schon attent sein, um, zu welcher Stunde und zu welcher Zeit es auch sein möge, gleich marschiren zu können. In Zeit von drei Stunden kann Ich mit Meinem Corps da sein, und glaube Ich, dass, wenn Ew. Liebden und der Markgraf Karl Sich auch so anschicken, um parat zu sein, es auch mit Denenselben ziemlich geschwinde gehen wird, damit in einer Zeit von 3, höchstens 4 Stunden die ganze Armee zusammen sein kann. Die Artilleristen, so zur Feldartillerie gehören, seind schon bestellet,41-2 um erforderlichen Falls gleich zu uns stossen zu können.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.

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40-8 In der gleichen Weise wie im obigen Schreiben an Prinz Moritz schreibt der König am 31. auch an den Markgrafen Karl; einzelne Mittheilungen, so z.B. über die beabsichtigte Recognoscirung unter dem Oberst Möhring, sind in dem Schreiben an Karl fortgeblieben.

41-1 Wilimow und Luka südwestl. von Littau, nordwestl. von Namiescht.

41-2 Dies war geschehen durch ein Schreiben an Feldmarschall Keith vom 31. Mai; der König hatte hier in erheblich verkürzter Form die oben geschilderten Massregeln gegen einen Angriff von Daun auch dem Feldmarschall Keith mitgetheilt.