10029. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Smirschitz, 2. Juni 1758.

Ew. Liebden wissen, wie man ohnmöglich so leichtgläubig sein kann, alle abgeschickten oder Deserteurs einbringende43-5 Nachrichten zu glauben und viel weniger darnach gleich zu handeln. Unsere anjetzo<44> einhabende Posten sind so stark, dass sie fast inattaquable sein, und sollte einer attaquirt werden, so sind wir ja immer in den Umständen und haben Zeit, dass wir ihm secundiren können. Die Brücken, so der Feind bei Müglitz oder Neuschloss machen lasset, werden zu dem Grunde sein, damit der Feind Communication habe mit dem, was im Gebirge geschickt ist. Ueberdem glaube Ich gewiss, dass der Feldmarschall Daun uns noch nicht so nahe ist, als wir glauben; denn bei Gewitsch und Könitz ist das Laudon'sche Corps, und er wird mit der Armee noch in der Gegend Trübau44-1 sein. Es wird also des Feindes erstes grosses Mouvement, welches er thun wird, uns von allen diesen entwickeln, worauf man dann also sehr attent sein muss.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.44-2



43-5 Von Deserteurs eingebrachte.

44-1 Mährisch-Trübau oder Tribau nördl. von Gewitsch, westl. von Müglitz.

44-2 In einem zweiten Schreiben an Prinz Moritz vom 2. Juni, aus dem „Quartier Prossnitz“ , befiehlt der König, dass bei einem Aufbruch des Prinzen von Littau (vergl. S. 41) die Kriegskasse von dort nach Chomotau gesandt werden solle. Zugleich zeigt der König an, dass er sein Quartier nach Klein-Latein (nördl. von Smirschitz und Prossnitz) verlegen werde, „einestheils bei allen Vorfallenheiten, um näher zu sein, anderntheils aber, um die an die Armee zu erlassende Ordres desto prompter an Ort und Stelle zu haben“ . In eigenhändigem Zusatz fügt der König hinzu, dass er eben die Nachricht erhalte, Daun stehe noch bei Mährisch-Trübau, „und dass wirklich Wege durch die Wälder nach Wischau zu gemacht werden“ . Vergl. S. 35.