10065. AN DEN GENERALFELDMARSCH ALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.
Klein-Latein, 14. Juni 1758.
Ew. Liebden danke für die Mir gegebene Nachrichten. Was die Deserteurs anlanget, so hat sich bis dahero gezeiget, dass sie gute Dienste bei denen Freibataillons gethan, welche sich selbsten engagiret haben. Es können Ew. Liebden die, so von selbsten Dienste unter selbigen haben wollen, nur solche sofort an die Freibataillons schicken. Die Aussage der Deserteurs betreffend, so glaube Ich gewiss, dass der Feind nichts rechts tentiren wird als kleine Neckereien.64-1 Es kann aber alsdann sich wohl ändern, wann die ankommenden Bataillons die Stadt näher eingeschlossen haben. Man muss alsdann sehen, was er vor Mouvements machen wird, da Ich dann im Gegentheil Meine Precaution auch schon auf andere Art annehmen werde.
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst.
64-1 Ebenso äussert der König in einem zweiten Schreiben an Prinz Moritz vom 14. Juni: Ew. Liebden werden „fernerhin sehen, dass die Zeit währender Belagerung beständig Neckereien bald bei diesem, bald bei jenem Corps vorfallen werden“ . Der König befiehlt weiter, aus Neisse die zurückgelassenen Handmühlen kommen zu lassen, für jedes Bataillon wenigstens zwei Stück; morgen werde er eine Tour nach Olmütz machen, „weil morgen unsere Sappe am Fuss vom verdeckten Wege ist“ . In einem dritten Schreiben vom 14. befiehlt der König, den Generallieutenant von Neuwied sofort an den Feldmarschall von Keith abgehen zu lassen (vergl. Nr. 10064). Ein Schreiben an Prinz Moritz vom 15. Juni betrifft die Anlegung der Lazarethe.