10076. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Klein-Latein, 17. Juni 1758.

Ich überschicke anbei Ew. Liebden die Aussage eines Deserteurs,70-5 und eben dieses saget Mir eine gefangene Frau, so bei einer feindlichen Feldwacht, welche der General Puttkammer repoussirt, gefangen worden, und bekräftiget dieses von Wort zu Wort, welche eben von der Armee kommt. Es ist also weiter nichts als das Corps von Jahnus, so gegen Denenselben über ist.

Von Olmütz habe Nachricht, dass der Succurs, so sich in die Stadt werfen wollen, repoussirt ist. Es hat das Bataillon von Nimschefsky sich sehr darbei distinguiret. Ich glaube nicht, dass was hereingekommen ist in die Stadt, und sollte ja was sich durchgeschlichen haben, so wird es doch blutwenig sein.

Ich werde morgen Mein Hauptquartier wieder in Smirschitz nehmen, wo Ich es vorhero gehabt,70-6 und es werden Ew. Liebden auch Dero<71> Position verändern müssen, dass Sie den rechten Flügel dahin bringen, wo jetzo der linke ist; jedoch dieses hat bis morgen Zeit genug.71-1 Es werden also [Ew. Liebden] aus allem diesen ersehen, wie Ich Mir nicht in Meiner Rechnung betrogen habe.

Der Prinz Ferdinand ist den Rhein passiret,71-2 und Wesel ist ledig.71-3

Friderich.

Das Baireuthische Regiment soll was gelitten haben, jedoch nicht viel;71-4 Detail habe ich noch nicht von allem.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus - und Staatsarchiv zu Zerbst.



70-5 Vergl. auch Anm. 3.

70-6 Vergl. S. 43.

71-1 Am 18., 19., 20. sind die Berichte des Prinzen nicht mehr aus dem Lager bei Littau, sondern aus dem Lager bei Köllein (vergl. S. 42. Anm. 4) datirt.

71-2 Vergl. Nr. 10073.

71-3 Soll wohl heissen: ist soweit frei, um von den Verbündeten eingeschlossen zu werden. Eingenommen wurde Wesel von den Verbündeten nicht.

71-4 Vergl. hingegen Nr. 10077.