10078. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.
Klein-Latein, 18. Juni 1758.
Ew. Liebden gebe in Antwort, wie es währender Belagerung nicht möglich ist, dass wir einen Offensiveposten nehmen können, zumalen da wir nicht zusammen sein; die Position aber, so Dieselben Mir vorschlagen, approbire sehr; nur um das Regiment von Möhring etwas wieder ausruhen zu lassen, so muss selbiges durch 1 Bataillon gedeckt werden, und da Ew. Liebden die Jägers auf dem Berge vom rechten Flügel nicht mehr nöthig brauchen, so halte es für gut, dass sie in den Busch gesetzet würden, wo Möhring stehet, damit sie das Regiment souteniren.
Der Feind ist mit der grossen Armee nach Raussnitz marschiret, allwo er ein sehr stark Lager nimmt und sich da setzen wird, und alle diese Corps, so er vor sich hat, sind, um seinen Marsch zu decken und uns zu allarmiren. Wann das Corps bei Luka und Wilimow wegmarschiren sollte, so werde Ich von da mehr hierher ziehen müssen; so lange sie aber am Walde stehen bleiben, werde Ich nichts rühren.
Das Regiment von Zieten ist die Nacht attaquiret worden. Es war aber nur Blenkerei; sie haben 2 Blessirte, und der Feind hat 7 Todte zurückgelassen.
In Olmütz ist nichts hereingekommen; es würde dem Regiment von Baireuth auch nicht viel Schaden geschehen sein, wann sie sich nicht hätten im Lager überfallen lassen.
Ich avertire hierdurch Ew. Liebden und glaube gewiss, dass, wann der Feind sehen wird, dass Ew. Liebden das Lager verändert, so werden sie gewiss was auf Littau tentiren und da heranprellen. Ich bin aber darum ohne Sorge, weil sie da wohl keinen Schaden thun können. Es können Dieselben also das Lager heute noch verändern.
Ich nehme heute mein Quartier wieder in Smirschitz.72-1
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.
<73>72-1 Vergl. Nr. 10080.