10139. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU.

Opotschno, 19. Juli 1758.

Ich habe Ew. Liebden Brief soeben richtig erhalten und den Uebermarsch der Oesterreicher ersehen,112-3 deswegen wir unsere jetzigen Umstände in Considération ziehen müssen. Ich Meines Theiles sehe den Marsch des Feindes an, [da] sie ihm auf der Seite thun, dass ihre grosse Idee dahin gehet, nicht sogleich, aber durch einige Mouvements, zu machen, Mich von der Metau abzuschneiden und das Lager bei Skalitz zu nehmen; hingegen Meine Idee diese ist, dass Ich mit dem Corps, was bei Mir ist, und mit dem Detachement vom General Lattorff112-4 und mit etwas vom General Fouqué hinginge und nähme das Lager von Zwol, da Ich den rechten Flügel an der Aupa und den Unken an der Metau112-5 haben [werde], da man sehr feste stehet. Alsdann meine Ich, wann Ich dieses Lager genommen habe, anstatt dass der General Fouqué das Mehl nach Königgrätz bringen sollen,112-6 solches nur bis Nachod bringet, und kann die Armee von Nachod das Brod empfangen. Unterdess muss man sehn, wie der Feind sich stellet und was er für Position nimmt, worvon Dieselben vielleicht heute Mir schon nähere Nachricht werden geben können. Man muss suchen, darvon zu profitiren, und findet man ihm in solcher Position, dass man darvon profitiren kann, so muss man zwischen Smirschitz und Königgrätz über die Elbe gehen und dem Feind allda attaquiren.

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Es werden deswegen Ew. Liebden Mir Dero Gedanken und Meinung darüber schreiben und mit dem Feldmarschall von Keith darüber sprechen, was er darvon wohl denket. Ich kann überdem bald bei der Armee sein, Lattorff etwas später, oder man nimmt den Posten bei Zwol. Deswegen die ganze Sache darauf ankommet, dass man siehet. dass uns der Feind die Blösse zeiget, oder dass das Terrain so ist, dass man ihm was anhaben kann. Sollten wir es so weit bringen können, dass es hier zur Bataille kommt und dass wir sie schlagen, so kommen durch der einen Sache alle unsere Umstände in den besten Stand.

Schreiben Sie mir gleich Antwort auf allem diesen, und recht natürlich!

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.



112-3 Den Marsch über die Elbe bei Pardubitz. Vergl. S. 111. Anm. 3.

112-4 Vergl. S. 110.

112-5 Aupa und Metau, zwei östliche Nebenflüsse der Elbe.

112-6 Vergl. S. 110. Anm. 1.