10419. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.

Rodewitz, 13. October 1758.

Ich habe Euer Schreiben vom 9. October wohl erhalten. Es kommet nunmehro hieselbst alles auf den Feldmarschall Daun an. Die Armee, so er commandiret, ist 50,000 Mann stark, da Ich deren nicht über 30,000 habe. Ihn in seinem Lager zu attaquiren, ist nicht möglich, und kann Ich folglich nicht anders, als ihn durch Mouvements fatiguiren, womit es aber nicht so geschwinde, wie wohl zu wünschen, gehen will.

Von Eurer Position urtheile Ich ganz leicht, dass Ihr nicht alles thun könnet, was Ihr wollet. Indessen ist Mir wahrscheinlich, dass, sobald Ich mit diesen Leuten hier fertig sein werde, die übrigen auch<304> auf ihre Retirade werden denken müssen. Die Winterquartiere in Pommern zu nehmen, daran wird der General Fermor wohl nicht denken. Unterdessen ist die Menge der Feinde unser grösstes Uebel. Da aber die Türken sich bewegen, so ist zu glauben, dass künftiges Jahr sich alles ändern wird. Ihr könnet übrigens gewiss glauben, dass die russische Kaiserin Rekruten zur Fermor'schen Armee abzuschicken verboten habe, und lässet es auch die Saison nicht mehr zu, ihm einen Succurs zu schicken.

Seid versichert, dass Ich hier alles möglichste thue, um Mich vom Feinde zu debarrassiren und Euch nachher soulagiren zu können; jedoch kann Ich darunter nichts präcipitiren, um so weniger, [da], wann uns hier ein Unglück zustösse, die ganze Boutique über den Haufen gehen würde.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.