10983. AN DEN GENERALMAJOR VON WOBERSNOW.
Landshut, 25. Mai 1759.1
In denen Umständen, worinnen Ich jetzo stehe und nach allen denen Nachrichten, so Ich nur bekomme, habe Ich alle Ursache zu glauben, dass der Feind zu Anfangs instehenden Junii was auf uns tentiren werde. Weil Mich nun solches obligiret, auf allen Seiten auf Meiner Hut zu sein, auch es besser ist, dem ersten Feind, so wir am nächsten finden, auf den Hals zu gehen und wegzujagen, als uns hernach auf allen Seiten denen Feinden zugleich opponiren zu müssen, so finde Ich deswegen vor gut, dass Ihr nur gleich mit Eurem ganzen Corps nach Liegnitz marschiret, als von da Ihr zwei Märsche auf Sagan, zwei kleine Märsche nach Glogau habet, mit zwei guten Märschen aber, wenn es nöthig sein wird, hier sein könnet. Es mag nun sein, wie es will, gegen die Russen könnet Ihr doch nicht viel ausrichten, es wäre dann, dass Ihr ihnen das Magazin zu Posen nehmen könntet. Meine Intention ist, dass wenn Ich Mich mit die Oesterreicher schlagen sollte, Mich so stark zu machen, wie Ich kann, damit doch einige Hoffnung habe durchzukommen und was rechts auszurichten.2 Wenn wir hier mit sie fertig werden, so kann Ich von hier mit mehrerer Sicherheit detachiren, so viel Ich nur will.
Friderich
P. S.
Was Ich heute aus Danzig bekomme, schicke Ich Euch in originali hierbei.3
Nach der Ausfertigung in der Grossherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt.
10984. [AN DEN GEHEIMEN COMMERZIENRATH VON REXIN IN KONSTANTINOPEL.]
Osservandissimo Signore mio.4 Der Fuhrmann nebst seinem bei sich habenden Grossknecht, den Sie den 10. des letzteren Aprilmonates
1 Am 23. Mai hatte der König dem General einen Bericht Benoît's vom 16. Mai über die russische Armee zugesandt.
2 Auf der Rückseite eines Berichts von Seydlitz, d. d. Klitzschdorf 24. Mai, rinden sich die Weisungen [Bleinotizen] für obigen Cabinetsbefehl an Wobersnow. Ebenda finden sich auch folgende Weisungen zu einem (nicht mehr vorliegenden) Cabinetsbefehl an Seydlitz: „. . . glaubte nach allen Nachrichten, so bekomme, dass der Feind Anfang Junii was auf uns tentiren würde, und weil das Mich obligirte, auf allen Seiten auf Meiner Hut zu sein, und es besser wäre, dem ersten, so wir am nächsten, auf den Hals zu gehen, jagen, als allen oppfoniren], so rechnete Ich, dass Ich die 4 Regimenter, so bei sich hat, noch an Mich ziehen wollte. Möchte sich also lieber mit die Kavallerie und Freibataillon, so bei ihm, in der Gegend von Lähn setzen; von Lähn kann ihn allemal in zwei starken Märschen hier haben.“
3 Der König übersendet an Wobersnow den Bericht von Reimer, d. d. Danzig 9. Mai, mit Nachrichten über die russische Armee.
4 Das obige, zwar in Chiffern, aber über Wien gesandte Schreiben Eichel's ist in der Form eines kaufmännischen Geschäftsbriefes gehalten, um, wenn es aufgefangen würde, die etwaigen Leser irrezuleiten. Eine Adresse blieb ganz fort; das Datum war nur innerhalb des Chiffre am Schluss erwähnt.