<359> seid.1 Was Ich Euch zum meisten anjetzo recommandire, ist, dass Ihr dem nähesten feindlichen Corps auf den Hals gehet und denen drei russischen verschiedenen Corps nicht die Zeit lasset, zusammenzukommen, so wird Eure Affaire gewisser sein, und könnet Ihr den grössten Succès von der Welt Euch gewärtigen. Sind nun einmal Eure Sachen im Train, und seiet Ihr an den Feind heran, so müsset Ihr bei Leibe keine Halte in Euerer Entreprise machen und Euch ja keine Ruhe geben, sondern das Ding mit Force und Vigueur verfolgen.

Und da Ich vermuthe, dass Ihr vielleicht was werdet in Posen lassen wollen, so habe Ich bereits dem Obristen von Hacke in Glogau befohlen,2 dass, wann Ihr es verlangen solltet, er das Regiment von Sydow dahin schicke; und weil Ihr Mir anjetzo saget, dass das Proviantfuhrwesen bei Euch nicht allerdings recht in Ordnung sich befindet, so kann Euch obgemeldeter Obrister von Hacke leicht auf einige Tage Mehl zuschicken, welches Ich ihm heute schreiben werde, damit es auf Euer Verlangen parat sein müsse.3

Was hier passiret, so schreibe Ich Euch, dass Eure im Werk seiende Expedition so cachiret gehalten wird, dass niemand bei der Armee ein Wort davon wisse, und habe Ich hieselbst aussprengen lassen, dass in einigen Tagen von hier sechs Regimenter nach Glogau marschiren würden, welches auch solchen Glauben bei den Oesterreichern findet, dass sie alle Tage sich erkundigen sollen, wann eher was wegmarschiren würde. Was Mir von verschiedenen Orten versichert wird, ist, dass die Russen und Oesterreicher sich das Wort gegeben haben, den 15. Juli ihre Operationes gemeinschaftlich anzufangen. Also derangiret Eure Expedition nicht allein ihren concertirten Plan, sondern wann Ihr die russischen Corps eins nach dem andern vornehmet und treibet sie nach der Weichsel, so wird Mir Eure Armee nach der Zeit noch sehr gut zu Passe kommen, da des Prinz Ferdinand Operations sehr zu hapern anfangen und, wie Ich es jetzt einsehen kann, Mein Bruder, des Prinz Heinrichs Liebden, wohl der erste sein wird, der Succurs wird haben müssen. Ich werde hier nichts von Euch sprechen, ehe und bevor sich etwas decidiret. Ist es nun was gutes, so müsset Ihr einen Officier mit vorreitenden Postillons, der Mir solche Nachricht von Euch überbringe, anher schicken.

Wor Ihre Sache mit rechter Vivacität poussiret wird, um recht von



1 Gemäss den königlichen Befehlen, gegen Thorn zu marschiren (vergl. Nr. 11109. 11110) waren Dohna und Wobersnow, wie letzterer am 24. aus Schwerin meldet am 23. aus Landsberg aufgebrochen und bis Schwerin a. d. Warthe vorgerückt, am 24. war das Corps unter Hülsen zu ihnen gestossen.

2 Vergl. Nr. 11124.

3 Ganz in der gleichen Weise wie in dem obigen ersten Theil des Cabinetsbefehls an Wobersnow schreibt der König am 27. auch an den Generallieutenant Graf Dohna. Auch Hacke wird in dem an ihn gerichteten Befehl in Betreff der Mehllieferung an Dohna gewiesen.