11502. AN DEN MAJOR VON SEELHORST.1
Baunau, 30. September 1759.
Ich danke Euch für die unterm heutigen Dato Mir überschicketen Nachrichten und für die Leute, so sich für Deserteurs vom Feinde ausgeben. Beck soll nach Meinen Nachrichten noch bei Friedland stehen, und da Ich nunmehr zu glauben anfange, dass die Russen von hier gehen werden, so könnte es sich leicht zutragen, dass Ich Euch wieder in kurzem an Mich zöge. Unterdessen so müsset Ihr nur immer, wo es nöthig, nach Hirschberg marschiren, wo nicht bei Bunzlau stehen bleiben, um von da den feindlichen Anforderungen und Lieferungen vom Lande Einhalt zu thun.
Friderich.2
Nach einer Abschrift im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
11503. AN DEN OBERST VON HACKE, COMMANDANTEN VON GLOGAU.
Baunau, 30. September 1759.
Euren Bericht unterm heutigen Dato erhalte Ich so eben, und ist es meist die ganze russische Armee, so über die Oder gegangen,3 und da Ich nur 27 Pontons hier bei der Armee habe, so gehet es nicht an, dass Ich über die Oder komme. Ich werde aber das Meinige auf eine andere Art dabei thun und glaube, dass der Feind sämmtlich morgen fort sein wird. Es kommet Mir unterdessen vor, als wann Ihr Mich in dieser Gegend stärker, als Ich bin, und den Feind schwächer, als er ist, schätzet, indem Ihr sonst anders judiciren würdet,
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
1 Ein vorangehender Cabinetserlass vom 30. September enthalt den Befehl für Seelhorst, mit seinem Commando nach Hirschberg zu marschiren. Vergl. S. 565. 568. Der einzige aus dem Monat September vorliegende Bericht von Seelhorst, der vom 30., datirt aus Primkenau.
2 Auf einem Bericht des Oberstlieutenants von Beust, d. d. Waltersdorf (östl. von Sprottau) 29. September, finden sich Weisungen, in denen Beust ermahnt wird, zusammen mit dem Obersten von Kleist ein österreichisches Corps zu überfallen: „Man könnte den Oesterreichern gut ein paar Regimenter Husaren ruiniren, welches gut mitzunehmen“ . Weiter der Befehl: „Die Officiere von den Dragonern, die er bei sich hätte, möchte er auch zu die Patrouillen stiliren, und weil man sich auf die Leute noch nicht verlassen könnte, so möchte er sie anfangs mit die Husaren geben, wodurch die Leute ihr Handwerk lernen würden.“ Vergl. auch S. 567.
3 In einem vorangehenden kurzen Schreiben vom 30. September hatte der König an Hacke die Nachricht gesandt, „dass die Kosacken nunmehro von allen Seiten anfangen, durch die Oder zu schwimmen“ .