11593. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON FINCRK.
Krögis, 15. November 1759.
Ihr habt Eure Sachen sehr gut gemacht, dass Ihr Euern Marsch continuirt; und sobald wie Ihr bei Maxen seid, so habt Ihr für Euch eine sehr gute und sichere Stellung, und habt Ihr Gelegenheit, alles, was mit schwacher und schlechter Escorte bei Zehist und Cotta1 durch will, zu attaquiren und allen möglichen Tort zu thun. Hingegen kommt was starkes, oder hat der Feind eine gute Disposition, so könnt Ihr solche passiren lassen. Es wird auf Eure Patrouillen viel ankommen, dass sie Euch berichten, wenn etwas vom Feinde obige Strassen durchgehen will, und sehet Ihr nur zu, Euch gute Espions anzuschaffen. Bei Sieben-Eichen habe Ich bereits ein Corps2 auf den Höhen stehen, die Arrièregarde wird sich, glaube Ich, heute auch noch gegen Kesselsdorf ziehen, wo Daun stehen soll. Sobald Ich nur Nachricht von dem Marsch ihrer Armee erhalte, sollt Ihr von Mir den Augenblick avertirt werden. Der Generalmajor von Schenckendorff marschirt heute nach Teutsch-Bohra,3 und sowie Ich marschire, soll er beständig gegen Meinem rechten Flügel uns zur Seite bleiben.
Bei allen diesen Umständen habt Ihr die Gelegenheit, dass Ihr beständig Corps machen könnet, und wenn Ihr bei Ottendorf und Gieshübel4 etwas Infanterie und Freibataillons postirt, so könnt Ihr damit meurtrières affaires machen und besonders der feindlichen Kavallerie und Arrièregarde. Wenn Ihr das Terrain zwischen Zehist und Cotta behaltet, so habt Ihr Gelegenheit, mit Eurer Kavallerie und Infanterie conjunctim zu agiren, welches Ich lediglich Eurer guten Disposition und Anordnung überlasse, wie Ihr solches à propos finden werdet.
Uebrigens ist aus allen Umständen zu schliessen, dass Daun sich gewiss präparirt nach Böhmen zu gehen.
Friderich.
Nach einer Abschrift im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin. Die Abschrift ist nach der Ausfertigung5 gemacht und der Verteidigungsschrift Finck's angehängt.
11594. UNTERREDUNG DES KÖNIGS MIT DEM GROSSBRITANNISCHEN MINISTER MITCHELL.
[Krögis, 15. November 1759.]
Mitchell schreibt, „most secret“ , Hauptquartier zu Krögis 15. November, in königlichem Auftrag an den brittischen Gesandten Keith in Petersburg:
Der König halte es nicht für passend, dass Graf Finckenstein den gewünschten ostensiblen Brief an Keith sende.6
1 Beide Orte südl. von Pirna.
2 Vergl. Nr. 11 591.
3 Deutschen-Bohra, östl. von Nossen.
4 Beide Orte südöstl. von Maxen.
5 Ausfertigungen und Concepte der nach den Abschriften abgedruckten Ordres an Finck sind verloren.
6 Eichel schreibt, „Krögis 16. November 1759, um 10 Uhr Vormittags“ an den Minister Finckenstein, er wolle „in aller Eil nur noch so viel melden, wie M. Mitchell zwar gestern eine ziemlich lange Audience bei des Königs Majestät über die bewussten Affairen gehabt, wie er aber nachher gesaget, wegen des bekannten Schreiben nicht reüssiren können, ob ich schon gebeten hatte, nochmals deshalb den bestmöglichsten Versuch zu thun. Es scheinet mir aber auch, dass er deshalb nur mit einem Flügel geschlagen habe, und glaube ich mich nicht zu betrügen, wenn ich glaube, dass er innerlich sehr piquiret ist, wenn das englische Ministère ihn jetzo alle Sachen von Importance ignoriren lasset, und die Briefe, so er von solchem erhält, ihm nichts anders, wie er mir selber gesaget, als die Londenschen Zeitungen mitbringen. Ich vor mein particulier wünschete wohl, dass er wieder in dem vorigen Train von Affairen wäre, weil er allemal recht gut intentioniret ist und manches gute ausrichten könnte. Indess und da er auf des Königs Verlangen an M. Keith schreiben müssen, so ist der bewusste Courier noch hier.“