11624. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.
Wilsdruff, 24. November 1759.1
Bei Gelegenheit einer ohnedem abgehender Estafette habe Ew. Excellenz meine beide gestern nach einander abgegangene Schreiben confirmiren und nur mit wenigen noch wegen des hiesigen gestrigen Allarmes hinzufügen wollen, wie nach Aussage einiger recht vernünftiger Leute unter denen bei solcher Gelegenheit von dem Feinde gemachten Gefangenen etliche Deserteurs von unseren Freibataillons denen Oesterreichern glauben gemachet haben, als ob der König mit dem Gros der Armée sich schon gegen Torgau zurückgezogen habe und es nur noch ein geringes Corps wäre, so bei Kesselsdorf und der Orten vorstehe. Da die Oesterreicher durch die unglückliche Affaire des General Finck in den Gusto von Enlevirung detachirter Corps gekommen seind, so haben sie darauf, sogleich darauf, als gestern, ein starkes Corps von Kavallerie, Infanterie und Husaren nebst Artillerie gegen Kesselsdorf detachiret, um zu recognosciren und wann sie dorten nichts mehr als ein schwaches Corps fanden, solches zu attaquiren. Sie seind auch an-
1 Auf einen Bericht des Kammerpräsidenten von Bessel, d. d. Lipstadt 17. November, in welchem er meldet, dass von der Clevischen Regierung und Kammer mit dem französischen Commissariat eine Convention abgeschlossen sei, nach der gegen monatliche Zahlung einer festen Summe von Seiten der vier Provinzen Cleve, Mark, Geldern und Mörs die Verwaltung der Revenuen den genannten Collégien bleiben soll, auf diesen Bericht lässt der König, Wilsdruff 24. November, antworten: „Da Ihr in Eurem Berichte vom 17. dieses bei Mir immediate anfraget, wie es nach einer zwischen denen clevischen Collegiis und dem französischen Commissariat geschlossenen Convention in Ansehung derer Districte der Grafschaft Mark, so von der alliirten Armee beschützet werden kann, gehalten werden soll, so gebe Ich Euch darauf in Antwort, dass bei dem Umstände, wie Ihr meldet, [da] die Alliirten schon die vorräthig gewesenen Gelder eingezogen, Ihr, wie es natürlich ist, vorgeben müsset, dass die Alliirten verboten hätten, nicht das geringste dorthin abzuliefern.“ Eichel theilt dem Minister mit, dass er, „nachdem die Sachen gestern so ganz sérieuse zu werden anfingen“ , einige seiner Papiere verbrannt habe. „Meine Situation ist in solchen Vorfällen sehr schlecht; ohne Ordre zu wissen, was ich zu thun und lassen habe, bin ich [obligiret,] hinter dem zweiten Treffen zu bleiben und bei der geringsten Confusion, so sich ereignet, zu allem exponiret zu sein, welches dann die Ursache ist, warum ich mich gerne in Zeiten, so viel möglich, von allen Papieren von einiger Conséquence debarrassire und zurückschicke, die ohnumgänglich bei mir zu behaltende in Vorfällen, so von Gefahr und ungewiss sein, dergestalt bereit halte, dass solche, so viel es Umstände leiden wollen, gleich cassiren kann. Meine grösseste Beisorge seind solchenfalls die Chiffres, als welche zu voluminös seind, in der Geschwindigkeit mit der erforderlichen Vorsicht cassiret oder verbrannt zu werden, dass also bei einem, von Gott zu verhütenden, Unglück ich nicht davor repondiren könnte.“