11665. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Wilsdruff, 11. December 1759.

Eichel schreibt dem Minister, die Oesterreicher Hessen daran arbeiten, „um den Posten von Dresden mehr und mehr zu fortificiren“ ; die Lebensmittel aber seien sehr knapp; „deshalb denn auch, wie man vor gewiss versichert, die so benannte Reichsarmee nach Böhmen geschicket worden sein soll. Ob es nun geschehen, um, wie man hinzufüget, sich nach dem Fränkischen in die Winterquartiere zu ziehen oder in was vor Absichten sonst, solches wird die Zeit geben. Sollte ersteres geschehen, so würden die fränkischen Stände ihre abscheuliche Complaisance wegen derer ver<691>willigten Lieferungen zu denen französischen Magazinen zu regrettiren grosse Ursach haben. So viel däucht mir gewiss zu sein, dass die Kaiserin-Königin die Reichsarmee in Böhmen nicht gerne wird unterhalten wollen; in Sachsen soll selbige mit göttlicher Hülfe keine Quartiere finden.“

Eichel berichtet weiter, nach den Aussagen des vom Prinzen Ferdinand gekommenen Couriers, über den Rückzug der französischen Armee von Giessen.691-1 „Der starke Echec derer württembergischen Truppen,691-2 davon die zu Krieg gefangen gemachte, wie mir der Courier versichern wollen, fast durchgängig preussische Dienste verlangen, soll zu der Retraite viel beigetragen haben, wozu der grosse Mangel von Subsistance gekommen.“

Die Complaisance des fränkischen Kreises wegen der bewilligten Lieferungen zu Errichtung derer Magazine vor die französische Armée wird dem Herzog von Mecklenburg-Schwerin und denen Fürsten von Anhalt wegen ihrer vorhin gethanen Lieferungen zum Exempel dienen, da der Cas ceteris paribus egal ist, nur dass bei letzteren noch das ordentliche Conclusum ermangelt, des Königs Majestät sonsten aber wohl mehr die Vertheidigung und Erhaltung des Teutschen Reiches und dessen Freiheit in Dero Kriege zum Augmerk haben, als die Kron Frankreich, davon die gedruckten Briefe des Maréchal de Belle-Isle691-3 die Beweise zur Gnüge fourniren. Ew. Excellenz wollen diese kleine Digression vergeben.

Le Roi691-4 a trouvé bon d'aller en personne à Freiberg auprès du corps de Hülsen, et de laisser son armée ici aux ordres du prince Henri, puisqu'il fut averti que Daun avait un dessein sur Hülsen; qu'il assemblait pour cela 20 bataillons avec de la cavalerie à Dippoldiswalde; qu'on faisait marcher les troupes des Cercles en Bohême pour se rendre en Saxe au dos de Hülsen, afin de le mettre entre deux feux. Voilà la raison pourquoi le Roi y alla en personne avec quelque renfort. Jusques à présent, tout y est tranquille, et nous attendons le Roi de retour.

Beck habe in den letzten Tagen einige Demonstrationen gemacht, als wolle er auf Torgau; doch erfahre man so eben, dass er sich nach Grossenhain zurückziehe.

Par les bons arrangements que le Roi a pris partout, même en Silésie, et par son concert pris avec le prince Ferdinand, qui se trouve les bras libres, l'on ose se flatter que, malgré nos désastres, tout tournera au mieux encore; que le Roi, à moins de quelque nouveau malheur, maintiendra la Saxe, en rejettera les ennemis et prendra peut-être Dresde, et que la campagne se finira à sa satisfaction encore. Veuille la Providence couronner cela d'une paix glorieuse! sans quoi tout le reste sera autant que rien.

Eichel übersendet dem Minister einen Extract von dem Schreiben des Generals Wunsch an seine Gemahlin,691-5 damit Finckenstein daraus ersehen möge, „wie dieser würdige Mann und brave General von der Finck'schen Affaire sich ausdrücket. Da er aber solches noch in der ersten Rage und hier und [da] in etwas naiven Ex<692>pressionen gethan hat, so bitte Ew. Excellenz ganz gehorsamst, solchen Extract nach gethanem Durchlesen ohnvorgreiflich ganz zu cassiren und niemanden weiter etwas davon sehen zu lassen; denn sonst der Eclat davon dereinsten zu vielen Weitläuftigkeiten Gelegenheit geben könnte.“

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



691-1 Vergl. Nr. 11664.

691-2 Vergl. S. 678.

691-3 Vergl. S. 668.

691-4 Das folgende in Chiffern; daher französisch.

691-5 Vergl. Nr. 11635.