10959. AN DEN GENERALMAJOR VON WOBERSNOW.
Landshut, 18. Mai 1759.
Da Ich heute früh den in Original beiliegenden Bericht von dem Obristlieutenant von Dingelstedt aus Kottbus per Estafette erhalten234-3 und Mich aus solchem etwas mehr über die Absichten des Feindes wegen seinem Einmarsch in der Lausnitz orientiret habe, so habe Ich Euch solchen sofort communiciren und Euch zu Eurer Direction schreiben wollen, dass zuvorderst gewiss ist, dass der Marschall Daun mit seiner Armee noch in derselben Position stehet, wie er bisher gestanden hat; dass Laudon mit seinem Corps in der Lausnitz marschiret sein solle, ist nicht an dem, indem er noch auf seinem Posten stehet. So viel Ich aber nunmehr urtheile, so ist der General Sincere mit einem Corps vor nach der Lausnitz detachirt worden, um daselbst die Posten zu occupiren, um einestheils die Flanke der österreichischen Armee zu decken, anderntheils aber die Entreprise des General Vela, welcher vor<235> detachiret worden, um eine Entreprise auf Berlin oder Frankfurt zu unternehmen, zu souteniren.235-1
Daferne Ihr also nur Euren Marsch, darüber Ich Euch gestern geschrieben235-2 und deshalb Ich hoffe, dass Ihr schon aufgebrochen sein werdet, auf das bestmöglichste beschleuniget und in starken Märschen continuiret, auch gerade über Guben gehet, so kommet Ihr dem Vela gerade in die Parade und arretiret solchen, und da Ihr auch das Regiment Eugène-Dragoner235-3 bei Euch habt, so könnet Ihr alsdenn das ganze Dessein auf Berlin oder der Orten noch vereiteln, denn das Corps von Sincere vermuthlich in kleinen Detachements bestehen wird, um alles zu decken, damit Vela seinen Coup ausführen könne. Der Generallieutenant von Seydlitz wird hoffentlich nunmehro auch schon aufgebrochen sein, dem Ich noch das Freibataillon von Salenmon, so bei dem General Zieten stehet, zu seiner Disposition mitgeben und dahin, wo er es verlanget, unterwegens zustossen werde.
Ich beziehe Mich übrigens auf Meine beide gestern nach einander an Euch abgeschickte Ordres, und müsset Ihr nur etwas starke Märsche thun, um dem Feind noch zu rechter Zeit in die Parade zu kommen.
Er wird bei diesen Umständen jederzeit zu sehen haben, wor er zum nöthigsten ist und wor er zum meisten ausrichten kann. Es ist eine Incursion: kommt er zu rechter Zeit, so wird Vela ohne Schwanz nach Hause kommen.
Friderich.
Nach der Ausfertigung in der Grossherzogl. Hof bibliothek zu Darmstadt. Der Zusatz eigenhandig.
234-3 Bericht Dingelstedt's d. d. Kottbus 15. Mai.
235-1 Dem Oberstlieutenant d'O in Glatz werden am 18. Mittheilungen über die Vorgänge in der Lausitz gemacht.
235-2 Vergl. Nr. 10955.
235-3 Die Württemberg-Dragoner, vgl. S. 216.