11301. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON WEDELL.
Sagan, 30. Juli 1759.
Ich habe Euer Schreiben vom 29. dieses wohl erhalten, und kann Ich Euch darauf in Antwort sagen, dass Ich gestern hieselbst angekom<461>men und 20 Bataillons und 31 Escadrons, auch über 70 Canons bei Mir habe. Ich werde morgen mit dem Corps nach Christianstadt marschiren, hier aber werde etwas zurücklassen, um Brod, so Ich in Glogau bestellet habe, nachzubekommen. Dem General Laudon, so auch wissen will, was hier passiret, dem muss Ich Meinen Marsch cachiren. Er ist auf Priebus marschiret.
Ihr müsset unterdessen wissen, dass das schwereste von unseren Sachen darinnen bestehet, dass wir suchen müssen, mit denen Russen so geschwinde wie möglich fertig zu werden. Der General Hadik stehet bei Hochkirchen und Gemmingen und Vela stehen auch in der Oberlausnitz, so dass zu befürchten wäre, dass, wenn die Sache sich in die Länge spielen sollte, wir die Oesterreicher im Rücken und die Russen von vorne haben würden. Weil Ich nun gezwungen bin, es mit den Russen bald zu decidiren, so bleiben dazu zwei Wege offen:
Der erste ist, dass Ihr Euch etwas zurückziehet, auf dass der Feind dreiste werde, damit er aus Krossen herauskomme: alsdann wir ihm gleich auf den Hals gehen könnten, er möchte stehen, wie er wollte. Wenn Ihr also ausbringen könnet, so dass die Russen es erfahren, dass, da Ihr zu schwach, gegen die Russen zu stehen, Ihr Ordre bekommen hättet, Euch zurückzuziehen, um Glogau zu decken, und461-1 werden die Russen vielleicht so dumm sein, solches zu glauben. Ihr müsset Euch alsdann zurückziehen zwischen Lessen und Treppein461-2 und Euch daselbst in die Wälder setzen. Ihr müsset aber dabei etwas gegen Rothenburg461-3 und Plack detachiren, auf dass die Russen nicht nach Grünberg kommen. Wenn die Russen sehen werden, dass ihnen der Uebergang commode, und dass sie nichts daran hindert, so werden sie vielleicht kommen; und geschiehet das, so kann man sie hernach mit der ganzen Macht attaquiren.
Ich besorge aber zum allermeisten, dass die Leute da stehen bleiben; und weil Ich pressiret bin, mit denen Russen bald fertig zu werden, um Mich nach einer anderen Seite hinwenden zu können, so weiss Ich kein ander Mittel, als bei Schidlow über die Oder zu gehen und dem Feind im Rücken zu kommen. Da Ich nun aber nicht alle Details weiss, die Ich dazu nöthig habe, so müsset Ihr Försters und Amtleute aus dem Krossenschen [auskundschaften], die Ihr fragen könnet, ob der Uebergang da bequem und gut sein würde, wie viel Pontons nöthig, oder ob man etwa mit Chevalets überkommen könnte. In Summa, alle die Details, so dazu nöthig, und die Antworten darauf dörfet Ihr Mir nur, ohne Euch des Chiffres dazu zu bedienen, einsenden, jedoch ohne Benennung des Ortes, damit, was solches bedeute, niemand wissen<462> könne. Auch müsset Ihr der Gegend Plauen462-1 und übrigen Gegenden herum wohlerfahrne Försters bei Euch behalten, damit, auf den Fall Ihr wieder dahin müsset, wir bis auf das geringste Défilé Weg und Steg wissen mögen. Mein grösster Embarras ist dieser, dass die Leute stehen bleiben, welches Mir viel zu schaffen machen würde, ehe Ich dem Feind im Rücken würde kommen können.
Frideric.
Nach der Ausfertigung im Wedell'schen Familienarchiv zu Ludwigsdorf in Schlesien.
461-1 So.
461-2 Lessen und Treppein, beide zwischen Krossen und Grünberg; nahe bei Plau, vergl. S. 36g. Anm. 3.
461-3 Nordwestl. von Grünberg.
462-1 Plau.