<298> recht deutlich machen und eine Landkarte von Hungarn zugleich bei Euch haben, um ihm alles gleichsam mit dem Finger zu zeigen.
Ihr müsstet Mir aber alsdenn baldigst antworten, ob der Plan gefolget werden wird; denn es nothwendig ist, dass wir wissen, wie jeder seines Ortes agiren will, damit ein Concert unter uns sei und einer des andern Operations secondiren könne; sonsten, wenn jeder vor sich in das Blinde agiren will, alsdenn nichts herauskommen wird. Alles wird hierbei darauf ankommen, dass die Türken gleich mit der Belagerung von Temeswar auf vorgedachte Art eilen, ehe die Oesterreicher die jetzige Garnison verstärken und den Ort mit dem zur Defension erforderlichen versehen, auch eine etwas beträchtliche Armee nach Hungarn schicken können.
Skrodski hat Mir gesaget, dass der Grossvezier declariret habe, wie den Tag darauf, da er durch Euch die beiden verlangeten Briefe von Mir empfangen haben würde, [er] gleich den Tractat zeichnen, den folgenden Tag nachher aber solchen in ganz Konstantinopel bekannt machen lassen wollte, und wenn er denn sähe, dass die Feinde nicht zu Kreuze kröchen, zum Bruch schreiten würde. Letzteres wäre deshalb nicht gut, wenn er es aufschieben und nicht gleich zum wirklichen Bruch schreiten wollte, denn nicht zu zweifeln, dass, sobald die feindlichen Gesandten die Zeichnung des Tractats erfahren haben, solche tausend gute Worte geben und alles, was man nur verlanget, versprechen, auch Geldsummen offeriren und keine Intriguen sparen werden, um nur die Türken zu amusiren und so lange von dem Bruch abzuhalten, bis sie erst Temeswar und andere Grenzplätze in haltbaren Stande gesetzet und ihre Arrangements gemachet haben werden, um denen Türken zu resistiren; alsdenn letztere das favorable Moment versäumet und, wenn binnen solcher Zeit Ich auch noch dazu durch die grosse Uebermenge der Feinde hier oder da ein Unglück gehabt haben sollte, sie sich über die Türken moquiren und ihnen mit gesammter Macht auf den Hals fallen werden. Daher Ihr deshalb nach gezeichnetem Tractat am allermeisten auf Eurer Hut und sehr attent sein müsset, um durch Remonstrationes, so viel wie Ihr mit Klugheit nach denen dortigen Umständen thun könnet, es wegen Meiner Feinde dahin zu richten, dass, so zu sagen, Knall und Fall eins sei. Ich beziehe Mich übrigens auf Meine beide letztere vorige wichtige Schreiben an Euch vom 24. Februar und vom 30. März1 und beharre fest bei Meiner Resolution, dass, wenn die Türken einmal zu Meiner Faveur gebrochen haben werden, Ich Meinen Frieden nie anders machen werde als mit expresser Einschliessung der Pforte und mit ihrem Vorbewusst und Genehmhaltung.
Friderich.
1 Nr. 11859 und Nr. 11954.